Rügen auf den Spuren Schinkels entdecken
Insel Rügen/dpa. - Der Baumeister Karl Friedrich Schinkel war ein umtriebiger Mensch. Mit seinen Bauwerken wie der Neuen Wache oder dem Alten Museum prägte er nicht nur Berlin. Touristen finden auch auf Rügen zahlreiche Bauwerke des Meisters.
Schinkel war seiner Zeit voraus. «Zurück zu Einfachheit und Klassizismus. Billige Bauweise ohne Schnörkel - dafür steht Schinkel», sagt Werner Iffländer, Mitglied der Schinkel-Gesellschaft in Rostock-Warnemünde. Auf Deutschlands größter Insel können Reisende von Nord bis Süd zahlreiche Bauwerke von Schinkel besuchen.
Am nördlichsten Punkt der Insel, am Kap Arkona, hat er 1825 einen Leuchtturm entworfen, der 1829 fertiggestellt wurde. Das Leuchtfeuer bestand aus 17 Scheinwerfern. Heute leuchten am Kap Arkona die Augen von Brautpaaren, die sich im Turm das Ja-Wort geben. «Das ist seit zehn Jahren möglich», erzählt Bürgermeister Ernst Heinemann. Brautpaare können am Fuß des Turms auf einer Steinkachel ihre Hochzeitsdaten verewigen.
Nur wenige hundert Meter Luftlinie vom Kap Arkona entfernt liegt das Fischerdörfchen Vitt. Sein berühmtestes Bauwerk ist eine achteckige, schlichte Kapelle, die sich in einer Bucht des Hochufers versteckt. Das Dorf ist nur zu Fuß auf einem Wanderweg von Putgarten aus zu erreichen. Weil einst der Pastor aus Altenkirchen, Ludwig Gotthard Kosegarten, die Fischer bei seinen Gottesdiensten vermisste, kam er zu ihnen ans Steilufer des Kaps, um seine Predigten unter freiem Himmel abzuhalten. Wegen Wind und Wetter regte der Pastor den Bau einer Kapelle an, die nach einem Entwurf Schinkels entstand und 1816 fertig wurde.
Wenige Jahre später entstand im Südosten der Insel das Jagdschloss Granitz. Es wurde zwischen 1837 und 1851 im Auftrag des Fürsten Wilhelm Malte I. zu Putbus errichtet. Der ausführende Architekt des Baus war zwar Gottfried Steinmeyer. Für die Konstruktion des Mittelturms vermittelte König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen jedoch seinen obersten Baubeamten Schinkel, der gemeinsam mit Steinmeyer studiert hatte. 154 Stufen führen über eine selbsttragende Wendeltreppe aus Eisenguss hinauf zur Aussichtsplattform des Mittelturms. Von dort, 144 Meter über dem Meeresspiegel, eröffnet sich bei klarem Wetter ein Rundumblick über die ganze Insel.
Über die alte Bäderstraße führt Touristen der Weg vom Jagdschloss oft in die ehemalige Residenzstadt Putbus. Fürst Wilhelm Malte wollte Putbus nach Vorbild von Heiligendamm als Seebad etablieren. Mit Entwürfen für das Badehaus Goor im nahen Lauterbach, den Theaterumbau oder den Marstall des Schlosses gibt es bis heute Spuren der Berliner Bauschule. Sie tragen die Handschrift Steinmeyers.
Schinkel dagegen lieferte Entwürfe zum Umbau und zur Erweiterung des Putbusser Schlosses, das 1965 gesprengt wurde. In heißen Sommern sind im verdorrten Gras seine Grundmauern noch erkennbar. Üblicherweise blickt Fürst Malte von seinem Marmor-Denkmal im Park heute aber ins Leere. «Den Sockel des Denkmals schmücken vier Reliefplatten», erzählt Klaus Grünewald von der Tourismuszentrale Rügen. «Eine zeigt die Erhebung von Malte in den Fürstenstand. Im Hintergrund ist das Jagdschloss Granitz zu sehen.» Davor steht kein anderer als Karl Friedrich Schinkel.
Informationen: Tourismuszentrale Rügen, Bahnhofstraße 15, 18528 Bergen auf Rügen; Telefon: 03838/80 770, E-Mail: [email protected].
Offizielle Seite der Insel Rügen: www.ruegen.de
Informationen über den Baumeister von der Schinkel-Gesellschaft: www.schinkel-gesellschaft.de