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Rudern Rudern: Von «Frühstück und Gänsebraten» zum Rudern

Von Dirk Steinbach 16.08.2002, 16:35

Leipzig/dpa. - «Der Heinz hat damals ein paar lange Kerle gesucht», erzähltDecker über die Anfänge seiner Laufbahn. Heinz Quermann war vor 35Jahren Moderator der populären Weihnachtssendung «Zwischen Frühstückund Gänsebraten» im DDR-Fernsehen. Quermann rief dort groß gewachseneJungen und Mädchen auf, sich bei der Leipziger Rudersektion zumelden.

Unter den geeigneten war der 1,96 Meter große Decker, derschließlich 1968 in die Messestadt zog, um seine Karriere zu starten.Der gebürtige Zwickauer blieb dem Leipziger Rudersport bis 1980 treu.«In dieser Zeit haben wir halt ein paar kleinere Erfolge gefeiert»,gibt sich Decker bescheiden. Wir, das war die Crew des Leipziger«Vierer ohne» mit Decker, Siegfried Brietzke, Wolfgang Mager undStefan Semmler.

Die «kleineren Erfolge» sind die Goldmedaillen bei den OlympischenSpielen 1976 in Montreal und 1980 in Moskau sowie vier WM-Titel(1974, 1975, 1977 und 1979). «Nur einmal, bei der WM 1978, haben wirgegen unsere sowjetischen Freunde verloren», erzählt der ehemaligeSpitzensportler. «Da hatten wir einfach zu wenig Schnelligkeittrainiert.»

«Nur so zum Spaß» holte er sich 1981 zum Abschluss seiner Karrieredie DDR-Studentenmeisterschaft. Anschließend wurde er Lehrer an derSportschule Werdau. Heute ist er dort Geschäftsführer wie auch imSport- und Bildungszentrum Rabenberg in Breitenbrunn/Erzgebirge. «Ichnehme meinen Job sehr ernst», sagt Decker.

Deshalb werde es oft so spät, dass er nicht mehr nach Hause zuFrau Helga nach Lichtentanne fahre. «Wir sind seit 1973 verheiratetund ich war eigentlich immer unterwegs. Da hat sich meine Frau schondran gewöhnt, dass ich öfter mal nicht da bin.» Zwei Jahre nach derHeirat kam die erste Tochter Susann auf die Welt, es folgten mitKristin und Martin zwei weitere Kinder.

Neben seinem Beruf engagiert sich Decker, der sich selbst als«netten Kerl» beschreibt, in der Sportpolitik. Als nach der Wende imOsten Deutschlands die Landessportbünde geschaffen wurden, war Deckerbis 1998 sächsischer Präsident. 1992 wurde er zudem zum Vize-Präsidenten des DSB gewählt. Von diesem Posten trat er aber zweiJahre später wegen seines angekratzten Gesundheitszustandes zurück.

Diese Nachfolgen einer schweren Verletzung, die sich der Jubilarbeim Volleyball-Spielen zuzog, quälen ihn auch heute noch. DieKnochenverlagerung im Fuß zwinge ihn sportlich dazu, sich auf Radfahren zu beschränken. Wenn gerade die Zeit da sei, schaue er dafürviel Sport im Fernsehen. «Ich gucke aber komischerweise am seltenstenmeine ureigene Sportart.» Außerdem lese er relativ «viel politischesZeug. Man muss ja informiert sein, was nicht heißt dass man auchalles versteht was die so machen.»