Rudern Rudern: Fußball-Handschuhe als Talismann
POZNAN/MZ. - Dann wäre das Kampfziel erfüllt. Die Handschuhe werden also noch gebraucht. "Im Januar spielte Schalke im DFB-Pokal in Jena. Dort schenkte mir Neuer seine Handschuhe. Bis jetzt brachten sie Glück. Egal, wie schmuddelig sie aussehen. Waschen kommt nicht in Frage", sagt der 33-Jährige, der während der Partie im Rollstuhl hinter Neuers Tor gesessen hatte.
Daniel Sturm ist seit einem Verkehrsunfall vor zehn Jahren an den Rollstuhl gefesselt. Auf der Suche nach einer sportlichen Betätigung stand er eines Tages in Halle beim Ruderverein Böllberg-Nelson vor der Tür. "Daniel brachte von der Statur her alle Voraussetzungen für diesen Sport mit. Als er die 1 000-Meter-Distanz in acht Minuten schaffte, hatte ich Feuer gefangen", erzählt Hans-Herwig Ritter. Für den ehemaligen aktiven Ruderer war das Training mit dem Behindertensportler Neuland. "Ich musste zunächst lernen, wie ich Daniel ins Boot hebe", erzählt Ritter. Heute gibt er zu, dass er bei Sturms erstem WM-Start vor zwei Jahren in München ausgiebig bei der Konkurrenz spioniert hat.
Inzwischen rudert Sturm den Kilometer bei idealen Bedingungen knapp unter sechs Minuten, in Poznan brauchte er bei starkem Gegenwind sechs Minuten und 37 Sekunden. "Da gab es nicht viel zu kritisieren", sagt Ritter. "In Medaillenbereiche wird es jedoch frühestens bei den Paralympics 2012 gehen." Denn Sturm kämpft noch gegen ein zusätzliches Handicap an.
"Er ist wesentlich schwerer behindert ist als viele seiner Gegner. Bei ihm kommen alle Bewegungen nur aus dem Oberkörper", sagt Ritter. Der Paralympics-Sieger aus Großbritannien etwa könne Schwung aus dem nicht gelähmten Beckenbereich holen. "Das erklärt auch", so Ritter, "warum der fast eine Minute schneller rudert."