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Ronaldos auf dem Abstellgleis Ronaldos auf dem Abstellgleis: Ganz Brasilien diskutiert über Bäuche

Von Emilio Rappold 10.07.2008, 15:03
Der ehemalige brasilianische Fußballstar Ronaldo zusammen mit seiner Freundin Maria Beatriz Antony am 22.06.2008 beim Besuch auf der Rennstrecke von Magny Cours beim Großen Preis von Frankreich. (Foto: dpa)
Der ehemalige brasilianische Fußballstar Ronaldo zusammen mit seiner Freundin Maria Beatriz Antony am 22.06.2008 beim Besuch auf der Rennstrecke von Magny Cours beim Großen Preis von Frankreich. (Foto: dpa) EPA

Rio de Janeiro/dpa. - Nicht das runde Leder, sondern zwei rundeBäuche halten die fußballverrückten Brasilianer dieser Tage in Atem.Die miserable körperliche Verfassung der Super-Stars Ronaldo undRonaldinho, die für die kommende Saison praktisch vereinslos sind,symbolisiert für viele den Niedergang des Fußballs im Land desRekordweltmeisters - Nachfolger der «Dicken» und des zuletztebenfalls schwächelnden Kaká sind nicht in Sicht. «Das ist dieschlechteste Fußballer-Generation in vielen Jahrzehnten», meint derKolumnist der Zeitung «O Globo», Fernando Calazans.

«Ronaldinhos Bauch hat mich geschockt, der kommt nie und nimmerbis zu den Olympischen Spielen in Form», ist Brasiliens Sport-Journalisten-«Papst» Armando Noriega skeptisch. Der Spieler habe sichvom Fußball distanziert, meint Noriega, zeige keinen Willen mehr. Der28-jährige Spieler wollte diese Woche auf einer Pressekonferenz seinGewicht um keinen Preis verraten, beteuerte aber, er seizuversichtlich, bis Peking wieder «gut drauf» zu sein. In einerFernsehsendung gab er aber zu: «Meine ganze Zukunft ist ungewiss.»

Ronaldinho spielt seit gut vier Monaten nicht, der FC Barcelonawill ihn verkaufen, findet aber keinen Abnehmer, und will dennoch denolympischen Einsatz unterbinden. «Ich vermisse den Ball, willtrainieren und bei Olympia die Goldmedaille holen, das ist meinTraum», versichert der zweifache Weltfußballer. Bei der Lektüre derjüngsten Ausgabe des brasilianischen Fußball-Magazins «Placar» wirdRonaldinhos Abstieg nachvollziehbar. Freund und Journalist ToniFrieros schrieb, Ronaldinho habe nach vielen Titeln und Ehrungenkeinen Ehrgeiz mehr. Einzige Rettung sei ein Clubwechsel. «Er brauchteine neue Umgebung, neue Ziele», so Frieros.

Der Präsident des brasilianischen Nationalverbandes CBF, RicardoTeixeira, hat dies erkannt und gegen den Willen von NationalcoachDunga das «Projekt Peking» für Ronaldinho gestartet. Die Risiken sindbekannt. «Ein nachlässiger und übergewichtiger Ronaldo war bei der WMin Deutschland ein Fiasko. Der andere Ronaldo muss aufpassen, dassihm in Peking nicht ähnliches widerfährt», warnt die Zeitung «Folhade Sao Paulo». Kritik wird immer lauter. «Kein Trainer würdeRonaldinho nach Peking mitnehmen, die Seleção ist kein Reha-Zentrum»,klagte Ex-Profi und TV-Kommentator Caio Ribeiro.

Ronaldo «Nummer Eins» sonnt sich unterdessen auf der spanischenParty-Insel Ibiza. Erst jüngst wurde sein ausgelaufener Vertrag mitdem AC Mailand nicht verlängert. In Brasilien machte er im Aprilwegen eines Skandals mit Transvestiten Schlagzeilen. Der arbeitslose31-Jährige scheint sich aber keine Sorgen zu machen, besucht mitseiner schwangeren Freundin Bia Antony Musikkonzerte und Formel-1-Rennen, wurde mit Zigarette in der Hand fotografiert. Nach einemPatellasehnenriss wuchs sein Bauch deutlich, eine englischeBoulevardzeitung verglich ihn mit einer schwangeren Frau.

Auf dem Tiefpunkt seiner Karriere wird Ronaldo, der bis Novemberpausieren muss, daheim schon als Ex-Fußballer betrachtet. Sportlichweckt er kaum noch Interesse, auch Interviews und Berichte über seinPrivatleben werden in den Medien immer seltener. «Obwohl er zurVerfügung steht, wird er nicht einmal von brasilianischen Vereinenumworben», stellte der TV-Sender ESPN Brasil fest. Bereits vor einpaar Monaten war Ronaldo von Pelé abgeschrieben worden. Er werde wohlkaum wieder gut spielen, sagte die Fußball-Legende. Nach Meinung vonEx-Nationalspielern spielt der dreifache Weltfußballer sogar mit demGedanken, die Stiefel bald an den Nagel zu hängen.

So weit ist Ronaldinho noch nicht. Immerhin schaffte er es auf derListe der einflussreichsten Persönlichkeiten der Welt des US-MagazinsForbes als bester Brasilianer auf Rang 38. In Peking wird er, sofernsein Club das zulässt, nicht nur um Olympia-Gold dribbeln. Auch dienächste Saison steht auf dem Spiel. Aber Mutter Dona Miguelina istbesorgt. «Mein Sohn ist doch keine Maschine», klagte sie dieser Tage.