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Rätselraten um Amokfahrt am Königinnentag

Von Thomas Burmeister 03.05.2009, 13:09

Amsterdam/dpa. - Über das Motiv des Amokfahrers aus den Niederlanden, dessen Attentatsversuch auf Königin Beatrix sieben Menschen das Leben kostete, herrschte am Wochenende weiter Rätselraten. Die Niederländer hatten auf den blutigen Auto-Anschlag schockiert und voller Trauer reagiert.

Der Amokfahrer hatte den Bus der königlichen Familie um einige Meter verfehlt. Königin Beatrix, Kronprinz Willem-Alexander, seine Ehefrau Maxima sowie weitere enge Familienmitglieder besuchten am Samstag acht bei dem Anschlag Verletzte in Krankenhäusern. Insgesamt waren elf Menschen verwundet worden.

Unter den sieben Menschen, die bei der Amokfahrt am Donnerstag starben oder später ihren Verletzungen erlagen, war auch der 38-jährige Attentäter Karst T., der laut Obduktion an den Folgen seiner Schädelverletzungen gestorben ist. Er gestand noch am Ort des Dramas in Appeldoorn, dass er die königliche Familie treffen wollte. Wie die niederländische Regierung am Samstag mitteilte, hatte der 38-Jährige keinen Alkohol im Blut. Die Gerichtsmedizin entdeckte den Angaben zufolge Spuren von Haschisch, die allerdings mehrere Wochen alt gewesen seien. Karst T. war während des traditionellen Umzuges zum Königinnentag mit Vollgas auf den offenen Festbus der Königsfamilie zugerast. Der Kleinwagen hatte 17 Menschen umgerissen und war schließlich gegen ein Denkmal gekracht.

In Medien wurde am Samstag spekuliert, dass in Zukunft die Sicherheitsvorkehrungen um die königliche Familie deutlich verstärkt werden würden. Der offene Umgang der Niederlande mit ihrer Monarchin sei voraussichtlich auf lange Zeit vorbei. Beatrix wird allerdings laut Angaben des Hofs in Begleitung des Thronfolgers Prinz Willem-Alexander (42) und seiner Gattin Prinzessin Máxima (37) an Veranstaltungen zum niederländischen Volkstrauertag an diesem Montag und zum Tag der Befreiung von der deutschen Besetzung im Zweiten Weltkrieg am Dienstag teilnehmen. Belgischen Medienberichten zufolge hat auch die Königsfamilie des Nachbarlandes ihre Sicherheitsmaßnahmen für öffentliche Auftritte verstärkt.

Erste Ermittlungen brachten keinen Aufschluss über das Motiv des Mannes. Die Staatsanwaltschaft erklärte am Freitag, dass die Untersuchungen gegen den Mann selbst wegen seiner Tat nach seinem Tod eingestellt würden. Gleichwohl würden 250 Polizisten abgestellt, um weiter nach Hinweisen auf die Hintergründe zu suchen. Außerdem wird eine unabhängige Untersuchungskommission eingesetzt.

In der Wohnung des Attentäters in der Kleinstadt Huissen südlich von Arnheim seien keine Hinweise auf die Motive des Täters gefunden worden. Der unverheiratete Mann habe zurückgezogen gelebt, hieß es. Nachbarn beschrieben ihn als besonders ordentlich. Er habe vor rund drei Wochen seinen Job in einem Versandhandel verloren. Dass dies mit dem versuchten Anschlag auf die Königin zusammenhänge, sei jedoch «reine Spekulation», hieß es von der Staatsanwaltschaft.