Rassismus bei Länderspiel Rassismus bei Länderspiel: Spanien entschuldigt sich beim englischen Verband
Madrid/London/dpa. - Der spanische Fußballverband (RFEF) hat sichbeim englischen Verband (FA) schriftlich für die Rassismus-Vorfällewährend des Länderspiels am Mittwoch in Madrid entschuldigt. DieFA reichte derweil offiziell Beschwerde beim Weltfußballverband(FIFA) ein. Nationalspieler Rio Ferdinand von ManchesterUnited forderte die Entlassung von Spaniens Nationaltrainer Luis Aragonés. Noch weiter ging die Mutter von Ashley Cole, der wie andereschwarze Spieler der englischen Nationalmannschaft systematischausgebuht und mit Affengeschrei verhöhnt worden war. Sie verlangteeinen Ausschluss spanischer Teams aus internationalen Wettbewerben.
«Wir begrüßen die Antwort (des RFEF) und warten auf dieEinzelheiten der Untersuchung, die die FIFA am Donnerstag eingeleitethat», heißt es in der Erklärung der FA. Spanien drohen eine hoheGeldstrafe und Platzsperren.
Madrid fürchtet indes negative Folgen für seine Bewerbung um dieOlympischen Spiele 2012. Nach einem Eilantrag des konservativenBürgermeisters Alberto Ruiz-Gallardón verabschiedete der Stadtrat amFreitag einstimmig eine Erklärung, in der die ausländerfeindlichenSchmährufe «energisch verurteilt» werden. «Dieses Verhaltenentspricht in keiner Weise der Einstellung der überwiegenden Mehrheitder Madrilenen», heißt es in dem Text.
«Wenn unser Nationaltrainer Sven-Göran Eriksson solche Bemerkungenwie Spaniens Coach gemacht hätte, wäre er ohne Zweifel entlassenworden. Die Leute fragen sich, warum der spanische Fußballverband dasnicht mit diesem Mann macht», sagte «ManU»-Profi Ferdinand der«Sun»: «Das sendet ein falsches Signal an die jungen spanischen Fans.Aragonés hatte den Streit ausgelöst, indem er Englands StürmerThierry Henry (FC Arsenal) als «Scheißneger» bezeichnete. Rassismus-Vorwürfe in der britischen Presse konterte er mit einem Hinweis aufdie koloniale Vergangenheit der Briten.
«Spanien sollte von jedem internationalen Fußball-Wettbewerbausgeschlossen werden, bis es diese Sache ausgeräumt hat», forderteSue Cole im «Daily Mirror». Ihr Sohn Ashley (Manchester City) wardurch Sprechgesänge wie «Steht auf, wenn ihr nicht scheiß-schwarzseid» verhöhnt worden. «England wäre sofort von der WM ausgeschlossenworden, wenn so etwas hier passiert wäre», meinte Coles Mutter.
Das Spiel am Mittwochabend stand sogar kurz vor dem Abbruch.Ferdinand räumte ein, er sei bereit gewesen, zusammen mit seinenMannschaftskameraden das Spielfeld zu verlassen, wenn TrainerEriksson ein Zeichen gegeben hätte. Doch der sah «das Ende desFußballsports» auf dem Spiel stehen: «Ich hätte meine(schwarzen) Spieler schützen können, indem ich sie ausgewechselthätte. Aber wenn ich Spieler nur wegen ihrer Hautfarbe ein- oderauswechsele, dann wäre das das Ende des Fußballs», erklärte Eriksson.
Die «Nacht, die den Fußball beschämte» («The Sun») beschäftigteauch am Freitag die britische Presse. «Fügt Spanien Schmerzen zu»,forderte der «Daily Mirror» in Riesen-Lettern auf der Titelseite.Durch die «Schande von Spanien» wurde laut «Telegraph» den «schwarzenSpielern die Menschenwürde entrissen». Die «Times» kommentierte dasVerhalten der spanischen Fans: «Enthüllung: Das wahre Herz einerNation, die das Intolerierbare toleriert.»
Die spanische Sportpresse, die die Vorkommnisse im Santiago-Bernabéu-Stadion von Real Madrid am Donnerstag weitgehend ignorierthatte, reagierte erst am Freitag und verurteilte die Vorfälle. Dieführende Sportgazette «Marca» titelte mit einer Fotomontage, in derder Kameruner Nationalspieler Samuel Eto'o vom FC Barcelona mitweißer und der Franzose Zinedine Zidane von Real Madrid mit schwarzerHautfarbe dargestellt wurden. «Der Fußball darf keine einzigerassistische Geste zulassen», lautete die Überschrift.