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Rainer Schüttler Rainer Schüttler: Der nette Kerl aus Korbach

06.05.2002, 13:35
Rainer Schüttler (Foto: dpa, Archiv)
Rainer Schüttler (Foto: dpa, Archiv) AFP/epa

München/dpa. - Große Worte sind nicht seine Welt: Still und leisehat sich Tennis-Profi Rainer Schüttler aus dem «Schatten» seiner Daviscup-Kollegen Thomas Haas und Nicolas Kiefer gespielt. Auch dasErreichen des Endspiels bei den Internationalen BayerischenMeisterschaften bedeutete für den 26-Jährigen nicht das Ende derBescheidenheit. «Wenn ich drei Grand-Slam-Turniere gewonnen habe undin der Weltrangliste oben stehe, bin ich ein großer Spieler», sagteSchüttler in München.

Während Haas kränkelt und Kiefer kriselt ist Schüttler mit solidenLeistungen bis auf Platz 16 des Champions Race geklettert. DieNiederlage in seinem ersten ATP-Finale in Deutschland gegen denMarokkaner Younes El Aynaoui (4:6, 4:6) nahm der gebürtige Nordhessemit Wohnsitz in der Schweiz gelassen und schaute lieber nach vorn.«Eigentlich bräuchte ich eine Pause, aber die kann ich mir nichtleisten», sagte er mit Blick auf das Turnier der «Masters Series» indieser Woche in Rom. Seit Januar plagt Schüttler eine Entzündung imSchlagarm, doch die Aussicht auf weitere Punkte im Champions Racevertreibt den Schmerz.

Schon zu Beginn des Jahres begab sich der Rechtshänder mit derstarken Rückhand notgedrungen auf eine «Ochsentour», um innerhalbweniger Tage an den Turnieren in Memphis, Dubai und Scottsdaleteilzunehmen. Der Lohn ist auch ein fester Platz als Einzelspieler imdeutschen Daviscup-Team - nicht nur wegen der anhaltenden Schwächevon Kiefer. Im Gegensatz zu dem nur noch auf Platz 92 geführtenHolzmindener setzt Schüttler auch auf die Hilfe eines Psychologen.Seit zwei Jahren gibt ihm ein italienischer Mentaltrainer wichtigeTipps.

Weshalb er im Hintergrund steht, ist Schüttler durchaus klar.Stetig, nicht spektakulär, vollzog sich sein Aufstieg in dieWeltspitze. Zwei Turniersiege in Doha (1999) und Schanghai (2001) und1,8 Millionen Dollar Preisgeld stehen im achten Profijahr auf seinemKonto. In dieser Saison erreichte bislang kein andere deutscherSpieler wie Schüttler drei Mal ein Halbfinale bei einem ATP-Turnier.Auf große Töne des netten Kerls aus Korbach wird man aber auch inZukunft wohl vergeblich warten. Wie «Rebell» Haas sieht Schüttler imUmgang des Deutschen Tennis Bundes (DTB) mit seinen Daviscup-Spielern«Verbesserungsbedarf». Dass der damals noch nicht lange im Amtweilende DTB-Geschäftsführer Jan-Dirk Kohne ihn beim erstenAufeinandertreffen nach seinem Namen fragen musste, fand Schüttlerzumindest befremdlich. Vorschläge für eine bessere Zusammenarbeitwill Schüttler aber nur intern machen - still und leise eben.