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Radsport Radsport: Jan Ullrich: Operation noch in den Knochen

Von Michael Becker 20.08.2002, 13:56
Noch an Krücken: Jan Ullrich
Noch an Krücken: Jan Ullrich dpa

Merdingen/dpa. - Ullrich war in silbernen Turnschuhen, modisch-eingerissenen Jeansund eng anliegendem T-Shirt einem Begleitfahrzeug entstiegen, das ihnzum Startbereich chauffiert hatte. Unter dem Jubel der Zuschauerschickte der wegen seiner Tabletten-Affäre gesperrte Tour-de-France-Sieger von 1997 dann sichtlich gut gelaunt seinen früheren Telekom-Kollegen Dirk und den ehemaligen Motorrad-Profi Mike Baldingerzusammen mit 47 weiteren Rad-Profis auf die 60,5 km lange Strecke.Sieger des Goodbye-Race wurde der Vize-Weltmeister im Zeitfahren,Michael Rich (Öschelbronn/Team Gerolsteiner), in 1:24:23 Stunden vorDirk Baldinger und Jens Heppner (Gera/Team Telekom).

Ein bisschen Wehmut darüber, dass ihm nur das Humpeln mit denlästigen Krücken und nicht seine kraftvollen Pedal-Tritte den Schweißauf die Stirn trieb, konnte Ullrich später nicht verbergen. «Ich wäreliebend gerne hier mitgefahren», meinte der zweimalige Zeitfahr-Weltmeister, nachdem er sich nach einigen Runden als Zuschauer aufvier Rädern mit seiner Freundin Gaby Weis in den VIP-Bereichzurückgezogen hatte. Auch gesichtet beim Abschiedsrennen: Ullrichsnicht unumstrittener Trainer Peter Becker aus Berlin.

Trotz aller Spekulationen um seine Zukunft beim Team Telekomwirkte Ullrich gelöst und genoss sichtlich das heimische Umfeld unddas Treffen mit seinen Berufskollegen. Nach einem fünfwöchigen USA-Aufenthalt und der Operation in München sei er am vergangenen Freitagin Merdingen angekommen. «Mir geht es den Umständen entsprechend gutund ich freue mich, bekannte Gesichter wieder zu sehen», sagte er.

Zugleich machte er aber keinen Hehl daraus, dass er erst am Anfangeines langen Weges steht: «Eingriff ist Eingriff, da hat man schonSchmerzen. Die Operation ist gut verlaufen, aber ich muss jetzttrotzdem aufpassen, dass die Wunde nicht aufbricht. Ich weiß nochnicht, wann ich wieder mit dem Training anfangen kann, aber ich hoffebald.»

Ob dieser Weg ihn wieder ins Team Telekom führt, wollte dergefallene Star nicht verraten. «Dazu kann und will ich überhauptnichts sagen», ließ er sich nicht in die Karten schauen. In dervergangenen Woche war bekannt geworden, dass die Bonner an einerVerpflichtung des italienischen Giro-Siegers Paolo Savoldelli sehrinteressiert sind und die Vertragsunterschrift kurz bevor steht.

Das deutsche Team Gerolsteiner war zudem auf den Schlagzeilenversprechenden Zug aufgesprungen und hatte Interesse an Ullrichbekundet, falls dieser nicht mehr in Magenta starten sollte. DasUllrich-Management hatte davor auch die Fühler Richtung Bjarne Riisausgestreckt, der inzwischen erfolgreich den dänischen Rennstall CSCTiscali führt. «Wir treffen uns nächste Woche mit Jan. Ich hoffe, erfährt weiter bei uns», sagte Telekom-Manager Walter Godefroot, derden Vertrag mit dem zur Zeit beurlaubten Ullrich modifizieren will.