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Prüflinge mit vier Pfoten Prüflinge mit vier Pfoten: Das Zauberwort heißt «Aus»

Von Claus-Bernd Fiebig 01.04.2001, 13:12

Möhlau/MZ. - Hanna scheint den Herrn Stein nicht zu mögen. Der zeigt sich der Hündin gegenüber gar nicht freundlich, und dann läuft er auch noch weg. Das ist zu viel. Hanna packt ihn auf dem Möhlauer Hundeplatz am Arm. Ordentlich kräftig. Und Kai Stein, der sich am Sonnabend als so genannter Helfer eher wie ein Täter aufführt, steht wie angewurzelt da. Dann ertönt ein "Aus".

Hanna, die zu Hause bei Barbara Sonnenschein garantiert Besseres zwischen die Zähne bekommt, findet es wahrscheinlich gut, den Beißarm endlich loslassen zu dürfen. Sie schaut aber weiterhin misstrauisch zu Stein. Nach dem Prüfungsteil Schutzhunddienst, der ihr mit 91 Punkten ein Sehr gut einbrachte, scheint Hanna den Helfer nicht mehr zu kennen. Zumindest beachtet sie ihn kaum.

Frau Sonnenschein, Mitglied der Ortsgruppe Schwemsal des Vereins für Deutsche Schäferhunde, ist zu frieden. Denn ihre Hanna hat bei dieser Prüfungselement erneut gezeigt, was sie kann. Dies als Bestätigung, wirklich für die im August in Esperstedt stattfindende Landesmeisterschaft bestens qualifiziert zu sein. So sieht das die Besitzerin. Sie erzählt, dass Hanna bei der ersten und entscheidenden Prüfung für insgesamt drei Disziplinen 270 Punkte erntete. Fährtenarbeit und Unterordnung waren die anderen beiden.

Bevor ein Tier so gut ist, muss der Besitzer mit ihm viel trainieren, sagt Bodo Negendank. Der Schwemsaler Ortsgruppenvorsitzende schätzt den täglichen Zeitaufwand auf mindestens zwei Stunden. Nicht nur Hanna, die auf dem Hundeplatz der Möhlauer Ortsgruppe außerhalb der Konkurrenz antrat, zeigt, dass die vierbeinigen Freunde der Menschen diese Bezeichnung tatsächlich verdienen.

Da sind beispielsweise die gar nicht den Schäferhunden ähnelnden Tiere aus der Hauptstadt, die hier eine einfache Prüfung ablegten. In Berlin werde bei großen Hunden ein Beweis verlangt, das diese sozial verträglich sind, sagt Hubert Aust, Vorsitzender der Möhlauer Ortsgruppe. Gehorsam sei bei der so genannten Begleithundprüfung das Wichtigste, betont er. Und Jens Fallatyk, der mit seinem etwa 18 Monate alten Schäferhundrüden Dolf vom Ziegenhainer Tal zu solchem Test angetreten ist, nennt dies die erste Stufe der Ausbildung. Fallatyk muss es wissen. Er ist nämlich der Möhlauer Ausbildungswart.

Die Gespräche werden ab und an von einem Pistolenschuss unterbrochen. Der Mann, der dafür verantwortlich ist, heißt Günther Jauck, gehört zur Ortsgruppe Möhlau und wohnt in Brehna. Er meint, ein gut erzogener Hund habe sich bei solchem Knall gleichgültig zu verhalten. Den Tieren muss er dies wohl auch gesagt haben. Denn sie bewahren unerschütterliche Ruhe.

Jörg Buchwald, gerade erst gewählter Schriftwart der Ortsgruppe Sandersdorf, versteht, dass mancher Hundebesitzer nervöser als sein Vierbeiner ist. Er selbst schaut gelassen den Prüfungen zu. Denn seine Schäferhündin Babsy war bereits im Dezember in Möhlau erfolgreich. Sie hatte da die Schutzhundprüfung eins bestanden, die Voraussetzung für die Körung und damit für die Zucht ist. Mitglieder der Ortsgruppen Lindenhayn, Berlin-Lichtenberg und Roitzsch sowie weitere Hundefreunde beteiligen sich an den Prüfungen oder verfolgen nur das Geschehen.

Roland Franke, der verantwortliche Richter, der der Ortsgruppe Gnadau angehört, und der in Gräfenhainichen wohnende Prüfungsleiter Andreas Hockl haben ihr Tun. Nach der Fährtensuche, die bereits am frühen Vormittag erfolgte, und den Prüfungen auf dem Platz, werden einige Tiere auch noch eine Ausdauerprüfung zu bestehen haben. 20 Kilometer am Fahrrad laufen, sind ihre Pflicht. Dies bei zwei Pausen. Die Zweibeiner dürfen ihre Füße schonen.