Profiboxen Profiboxen: Regina Halmich verteidigt WM-Titel gegen Elena Reid
Karlsruhe/Budapest/dpa. - Regina Halmich bleibt die deutsche Box-Königin, aber aus der Krone der Weltmeisterin ist ein Zackenherausgebrochen. Die 27 Jahre alte Karlsruherin verteidigte ihrenWIBF-Titel im Fliegengewicht am späten Samstagabend vor 5000Zuschauern in ihrer Heimatstadt zwar durch ein schmeichelhaftesUnentschieden gegen Elena Reid (USA). Die konträre Wertung derKampfrichter mit 93:97, 97:97 und 98:94 Stimmen hinterließ aber einenbitteren Beigeschmack. «Von einem Skandalurteil zu sprechen, warsicher übertrieben. Aber in den USA hätte Regina ihren Gürtel nichtbehalten», gestand Jean-Marcel Nartz, der Technische Leiter derHamburger Universum-Promotion, unumwunden ein.
Auch die alte und neue Weltmeisterin war mit dem Ausgang allesandere als zufrieden, zumal sie in ihrem «Wohnzimmer» erstmalslautstarke Missfallensbekundungen hinnehmen musste. «Mir war klar,dass es sehr, sehr eng war. Das Unentschieden geht in Ordnung. Ichhätte aber auch akzeptiert, wenn Elena einen Punkt mehr gehabthätte», befand Halmich nach ihrem 36. erfolgreichen WM-Kampf und demzweiten Unentschieden im 47. Profi-Kampf (45 Siege) sportlich fairund bot ihrer Rivalin sofort ein Rematch an.
Das hat sich die Amerikanerin nach ihrem starken Auftritt in derausverkauften dm-Arena auch verdient. «Reid ist immer wieder nachvorn gegangen und hat viel Druck gemacht. So haben wir uns das nichtvorgestellt. Wir sind noch einmal mit einem blauen Augedavongekommen», urteilte Trainer Torsten Schmitz nach demansehnlichen Kampf.
Dem variablen Kampfstil der technisch besseren Amerikanerinversuchte Halmich vor allem mit ihrer starken linken Führhand undnimmermüdem Kampfeswillen zu begegnen. Das reichte diesmal noch undwäre doch gar nicht unbedingt nötig gewesen. «Regina will immer dieBesten. Das ist ein sehr schmaler Grat und kann leicht schief gehen.Die Urena hätte sie mit einer Hand auf dem Rücken gebundenbezwungen», erklärte WIBF-Supervisor Jürgen Lutz (Karlsruhe).
Mit seiner ziemlich klaren, aber wenig diplomatischen Aussagezielte Lutz auf den zweiten WM-Kampf des Karlsruher Events, in demSilke Weickenmeier (Speyer) durch einen einstimmigen Punktsieg überAustria Urbaez Urena (Dominikanische Republik) den GBU-Titel imJunior-Federgewicht verteidigte. «Ich habe heute zehn Runden tollenBoxsport gezeigt und das Frauenboxen ein weiteres Stück nach vorngebracht», meinte die 24 Jahre alte Doppel-Weltmeisterin nach dem 17.Sieg in ihrem insgesamt 23. Profi-Duell.
Für den krönenden Abschluss eines erfolgreichen Abends für dieUniversum-Promotion sorgte in Budapest WBO-Weltmeister Zsolt Erdei(Ungarn). Der Halbschwergewichtler bezwang vor der begeistertenKulisse von 15 000 Anhängern im Kiss-Stadion der ungarischenHauptstadt den in Spanien lebenden Rumänen Alejandro Lakatuseinstimmig nach Punkten. Für den ungeschlagenen Schützling vonTrainer Fritz Sdunek war dies der 21. Sieg in seiner Profi-Karriere.Deutschlands größtes Profi-Boxunternehmen veranstaltete erstmals zweiWeltmeisterschaften parallel und noch dazu in zwei Ländern.