Profiboxen Profiboxen: Mike Tyson macht gegen Clifford Etienne kurzen Prozess

Memphis/dpa. - Eine krachendeRechte an das Kinn legte den Herausforderer auf die Bretter undmachte Tyson wieder zum Subjekt der Begierde in der Königsklasse desProfiboxens. Zum Rückkampf gegen Lewis soll es nach den Vorstellungenvon Tyson am 21. Juni aber noch nicht kommen. «Ich bin noch nicht fitgenug. Ich brauche mehr Runden, brauche noch zwei Kämpfe. Ich willnicht wieder so verprügelt werden», erklärte der «Bad Boy» nach demBlitzsieg.
Damit steigen die Chancen für Witali Klitschko, doch als nächstergegen Lewis anzutreten. Zwei Tage vor Tysons Comeback-Kampf hatte derUS-Anwalt des WBC-Weltranglisten-Ersten aus dem Hamburger UniversumBoxstall beim Bezirksgericht in Las Vegas das Herausforderungsrechtseines Mandanten beim World Boxing Council (WBC) eingeklagt. In derkommenden Woche werde es zudem weitere Gespräche zwischen Klitschko-Promotor Klaus-Peter Kohl und dem Management von Lewis geben, wiedessen Manager Adrian Ogun versprach. Lewis wollte trotzunterschriebener Verträge zuerst gegen Tyson und dann gegen denälteren der beiden Klitschko-Brüder boxen. Ogun erklärte jedoch: «Dieendgültige Entscheidung fällen wir nach dem Aufbaukampf von Tyson.»Klitschko, der bei seiner Familie in Los Angeles weilt, hatte keinInteresse, sich Tysons Auftritt anzusehen.
Nach dem tagelangen Hickhack um das auf zehn Runden angesetzteDuell machte Tyson vor 15 174 Zuschauer kurzen Prozess. Es war dersechstschnellste K.o.-Sieg seiner Laufbahn, in der er in 56 Kämpfennunmehr auf 50 Siege (44 K.o.) zurückblicken kann. Sekunden vor demK.o. waren die beiden einstigen Knastbrüder bei einer ungewolltenRangelei kurz zu Boden gestolpert. Im Infight suchten sieanschließend die schnelle Entscheidung. «Das ist Boxen. Mike hat michgenau und brutal getroffen», konstatierte «The Black Rhino» Etienne(50 Siege/4 Niederlagen/2 ohne Wertung), der mit einer Million Dollardie höchste Börse seiner Karriere kassierte.
Ausschließlich das Geld hätte Tyson dazu bewegt, seine vorWochenfrist geäußerte Kampfabsage rückgängig zu machen. «Clifford undich sind Freunde. Ich weiß, wie dringend er und ich die Dollarbrauchen. Deshalb musste ich boxen, obwohl ich mich wegen einerGrippe und starker Rückenschmerzen nicht fit fühlte», erklärte Tyson,der mit einem neuen Tattoo rings um das linke Auge für zusätzlicheDiskussion gesorgt hatte. Er habe sich in der Vorbereitung den«Rücken gebrochen, und es war ein Wunder, dass ich stehen konnte».Die aufgebrochene Verletzung sei auf einen alten Motorradunfallzurückzuführen. Dem 36-Jährigen wurden fünf Millionen Dollar plusAnteile an den Einnahmen der Pay-Per-View Übertragung als Honorarüberwiesen. Von der Summe bleibt ihm kaum ein Cent, da er seinerzweiten geschiedenen Frau 6,5 Millionen an Unterhalt zahlen muss.
Nach dem Duell zeigte sich 4:1-Favorit Tyson wieder einmal vonseiner liebenswertesten Seite. Rührend kümmerte er sich darum, dassEtienne nach dem Knockout auf die Beine kam. Er küsste und herzte ihnwie den eigenen Sohn. Danach fiel Muslim Tyson im Boxring auf dieKnie, um Allah für seinen überzeugenden Sieg zu danken.
Erfolgreich wollte auch die einstige Eiskunstläuferin TonyaHarding ins Boxbusiness starten. Die «Eishexe» verlor aber imBantamgewicht über vier Runden gegen ihre Landsmännin SamanthaBrowning nach Punkten.

