Profiboxen Profiboxen: «Abraham kann nur durch K.o. gewinnen»
Detroit/Hamburg/dpa. - Er ist zwar einer der größten K.o.-Schläger im Ring, aber in Detroit hat selbst Profi-Boxer Arthur Abraham Angst. Wegen der hohen Kriminalitätsrate hat der Berliner Ex-Weltmeister, der in der Nacht zum Sonntag (3.15 Uhr/ARD) in der Joe-Louis-Arena der nordamerikanischen Auto-Stadt gegen Lokalmatador Andre Dirrell antreten muss, seinen eigenen Fahrer und Aufpasser nachDetroit mitgenommen. Das finstere Milieu mit zahlreichen verlassenen und verfallenen Häusern, die von der tiefen Krise in der US-Automobilindustrie zeugen, will Abraham so schnell wie möglich wieder verlassen. Doch zuvor visiert er im Super-Six-Turnier der weltbesten Supermittelgewichtler seinen zweiten Sieg an.
«Abraham kann wahrscheinlich nur durch K.o. gewinnen», prophezeit der designierte Präsident des Bundes Deutscher Berufsboxer (BDB),Jean-Marcel Nartz. «Boxerisch ist Abraham der Schlechteste imTurnier. Aber er ist der härteste K.o.-Schläger von allen, und daskann er beidhändig.» Schafft es der zehn Zentimeter größere Dirrell,sich mit seiner Schnelligkeit und Technik über die zwölf Runden zuretten, wird er vermutlich die Nase vorn haben, schon allein wegendes Heimvorteils. «Die Zeit des Königs ist vorbei», tönte Dirrell inAnspielung auf Abrahams Kampf-Namen «König Arthur». «Er ist einstarker Typ, aber mit richtigen Boxern hat er Probleme.»
Abraham hält sich mit martialischen Sprüchen zurück. Stattdessenschaute sich der Eishockey-Fan das NHL-Spiel Detroit Red Wings gegenSt. Louis Blues (4:2) an und feierte im roten Trikot der Gastgeberderen Sieg. Werbung in eigener Sache tut not, denn bislang haben sicherst knapp 6000 Box-Fans Karten für die 20 000 Zuschauer fassendeArena gesichert.
Ein Sieg über Dirrell in dessen Heimat werde «in Amerika fürSchlagzeilen sorgen», ist sich Abraham sicher. Mit einem weiterenK.o.-Erfolg könnte sich der gebürtige Armenier mit deutschem Passabermals drei Punkte gutschreiben lassen. Nach der ersten Runde führtder 30-Jährige die Wertung mit drei Zählern vor dem britischen WBC-Weltmeister Carl Froch und WBA-Champion Andre Ward (USA) an, diejeweils über zwei Punkte verfügen. Noch ohne Sieg in dem 50-Millionen-Dollar-Turnier sind der Däne Mikkel Kessler und Allan Green(USA).
Trainer Ulli Wegner stößt der lange Aufenthalt in den USA derweilübel auf. Ursprünglich sollte der Kampf am 6. März in Palm Springs inKalifornien stattfinden, musste jedoch wegen einer angeblichenRückenverletzung Dirrells verschoben werden. «Schönen Dank für diedrei Wochen Urlaub in Kalifornien», knurrte Wegner, der sichgewundert hatte, «wie schnell Dirrell wieder gesund war». Nach demNervenkrieg um das Kampfgericht, das nach Intervention des deutschenLagers neu besetzt werden musste, ist sich Promoter WilfriedSauerland sicher: «Arthur gewinnt. Ich denke, er braucht diePunktrichter nicht.»