Profibox-WM in Erfurt Profibox-WM in Erfurt: Aus dem Ring auf den Gipfel
Erfurt/MZ. - Auf Höhenflug ist Box-Weltmeister Sven Ottke schon lange. Nach seinem nächsten Kampf am Sonnabend in Erfurt gegen den dänischen Herausforderer Mads Larsen will der als bodenständig bekannte Berliner nun auch den Gipfelsturm als Alpinist wagen. Ab 12. September versucht er mit einer Gruppe erfahrener Bergsteiger, den 5895 Meter hohen Kilimandscharo in Afrika zu besteigen.
"Erst die Arbeit, dann das Vergnügen", knurrt der auf das "Fremdgehen" seines Schützlings angesprochene Uli Wegner. Längst hat sich der Boxtrainer daran gewöhnt, dass sich der eigenwillige Ottke hin und wieder in anderen Sportarten austobt. Doch während die Arbeit des Hobbygolfers an seinem Handicap und auch seine ausgiebigen Jogging-Touren eher als ungefährlich einzustufen sind, scheint die neue Herausforderung doch sehr abenteuerlich. "Ich habe keine Bedenken. Der Svenni kann das Risiko genau einschätzen. Und dann sind da schließlich geschulte Leute dabei, die ihn absichern", winkt Wegner ab. "Außerdem ist ja das ganze Leben gefährlich. Selbst wenn du nur über die Straße gehst, kann dir was passieren", schiebt der Trainer lachend nach.
Im nächsten Augenblick ist Wegner auch schon wieder todernst und im Gedanken wieder beim Kampf. "Das wird ein hartes Stück Arbeit für Sven und verlangt seine ganze Konzentration", fordert Wegner. Bis letzten Sonntag hat er mit Ottke in Rothenburg an der Fulda beim Sparring den Ernstfall geprobt. Körperlich, so der Trainer über den 36 Jahre alten Supermittelgewichtler, sei der IBF- und WBA-Champion wieder gut drauf. Und auch mental, so hofft Wegner. Den plötzlichen Tod seines Halbbruders am Tag seiner letzten Titelverteidigung im Juni in Magdeburg scheint er verarbeitet zu haben.
Der Schwere seiner Aufgabe ist sich auch Ottke bewusst. "Larsen ist einer, der richtig hauen und seinen Gegner ganz schön unter Druck setzen kann", weiß Ottke. In allen Weltranglisten wird der 30-jährige Herausforderer, der von seinen 45 Kämpfen 44 gewonnen hat, in den Top Five geführt. In der des IBF-Verbandes ist Larsen die Nummer drei. Neben Ottke rangiert nur noch dessen Stallgefährte Danilo Häußler vor dem Kopenhagener. "Häußler boxt nicht gegen seinen Teamgefährten. Er hat freiwillig verzichtet", erklärt Promoter Wilfried Sauerland, der die Entscheidung selbstredend gut heißt.