Porträt Porträt: Jörg Berger als Retter in höchster Not
Rostock/dpa. - «Feuerwehrmann» und Motivator: Fußball-TrainerJörg Berger hat als Retter in höchster Not bereits mehrfach seineQualität unter Beweis gestellt. «Es war immer meine Stärke, an dasUnmögliche zu glauben und andere ebenfalls davon zu überzeugen»,beschrieb sich Berger einst selbst. Seine Maxime setzte der 60-Jährige in seiner langen Karriere immer wieder eindrucksvoll um undbewahrte so unter anderen Eintracht Frankfurt, den 1. FC Köln und denFC Schalke 04 vor dem Abstieg in die 2. Bundesliga.
Seinen größten sportlichen Erfolg feierte der im polnischenGotenhafen geborene Berger mit einem Zweitligisten. Mit AlemanniaAachen musste er sich im DFB-Pokal erst im Finale am 29. Mai 2004Werder Bremen mit 2:3 geschlagen geben. Doch nur zwei Tage nach derQualifikation für den UEFA-Cup trennte sich Aachen im gegenseitigenEinvernehmen von Berger, der seitdem zahlreiche Angebote ablehnte.
Der dreifache Familienvater hat eine bewegende Vita. Als Aktiverspielte der Diplomsportlehrer bei Lokomotive Leipzig, ehe er 1970wegen einer Muskelverletzung seine Karriere beenden musste. Bergerserste Stationen als Coach waren die Jugendmannschaft von «Lok» unddie Oberliga-Teams des FC Carl Zeiss Jena und Chemie Halle. Zudembetreute er die Junioren- und die B-Auswahl der DDR und wurde bereitsals Nachfolger von Nationaltrainer Georg Buschner gehandelt.
Doch nachdem Berger dem damaligen Ministerium für Staatssicherheit(MfS) die Zusammenarbeit verweigerte und nach der Scheidung vonseiner ersten Frau sein Team nicht mehr ins westliche Auslandbegleiten durfte, flüchtete er 1979 während einer Jugoslawien-Reisemit einem falschen Ausweis unter dem Namen Gerd Prenzel in die BRD.Mitte der 80er Jahre überlebte er als Trainer von Hessen Kassel einenGiftanschlag, wie später die Einsicht in seine Stasi-Akte bestätigte.
Im Westen fing Berger wieder bei Null an. Nach einer Hospitanz beiEintracht Frankfurt war Darmstadt 98 Bergers erste Trainerstation.Insgesamt war er bisher bei 14 Clubs im In- und Ausland angestellt,Hansa Rostock ist sein 15. Profi-Engagement.
Seine größte persönliche Prüfung bestand der in Duisburg lebendeBerger vor zwei Jahren. Im November 2002 musste er sich einerDarmkrebs-Operation unterziehen. «Ich bin ein Kämpfer. Ich schaffedas», hatte Berger gesagt und trotz der niederschmetternden Diagnoseimmer an seine Genesung geglaubt.