Porträt Porträt: Eisschnellläuferin Monique Garbrecht-Enfeldt
Halle/MZ. - Doch ausgerechnet im olympischen Winter stürztedie 33-Jährige in eine Formkrise, die sie sich auch mit der Weisheit ihrer langen Karriere nicht erklären kann.
Von vielen unbemerkt geschah dies. Weil die deutschen Eisläuferinnen auch genügend anderen Stoff für Geschichten und Geschichtchen bieten.
Wie Gunda Niemann-Stirnemann mit ihrem "Querschläger", der unerwarteten Schwangerschaft und dem Verzicht auf den fünften Olympiastart. Wie Anni Friesinger, dieser frohsinnige bayrische Wirbelwind, derdurch flotte Kurven und ebenso flotte Sprüche sowie eine atemberaubende Serie von Erfolgen zum Liebling der Medien aufgestiegen ist. Oder wie die schon zweimalige 5000-Meter-Olympiasiegerin Claudia Pechstein, die sich mit der Friesinger gar nicht grün ist und durch manches Wortgefechtdie lange züngelnde Fehde der beiden Eiseiligen belebt hat.
Monique Garbrecht-Enfeldt ist nicht schwanger. Sie ist auch nicht von der Art einer Anni Friesinger, die Person im Mittelpunkt darzustellen. Und es gibt auch keine unter den Eisdamen, mit der sie sich zu fetzen hätte.
Ihr Problem spielte sich mehr im Inneren ab, kaum wahrgenommen von der Öffentlichkeit, was ihr auch ganz recht ist. An die große Glocke hängen will sie ohnehin nichts. Das hat sie nicht getan nach dem Weltmeisterschafts-Hattrick von 1999 bis 2001, nicht nach ihrem ersten WM-Titel 1991 und auch nicht nach der olympischen Bronzemedaille 1992 in Albertville über 1000 Meter. Dabei hätte der Berlinerin ihre Ausbildung zur Werbekauffrau und in der Unternehmens-Kommunikation für die Selbstdarstellung von Nutzen seinkönnen.
Sie freut sich lieber mit ihrem Ehemann, demschwedischen Nationalmannschafts-Eisschnellläufer Magnus Enfeldt, dass sie wahrscheinlich gerade noch rechtzeitig vor den Spielen in Salt Lake City in Schwung kommt. Ihr vierter Platz bei der Weltmeisterschaft vor gut zwei Wochenin Hamar verbreitet diesen Hoffnungsschimmer. Denn nichts wünscht sich Monique sehnlicher als nach zehn Jahren nochmals zu den Medaillengewinnern zu gehören, was in der olympischen Geschichte selten genug ist.
Dafür hat die frühere Hallenserin viel gewagt, sehr viel. Ihr Trainer Joachim Franke war in den Weihnachtstagen mit seinem Latein auch am Ende, als er die Läuferin mehr um das Ovalschleichen, denn sprinten sah. "Es war so, als würde man ein kaputtes Auto in die Werkstatt bringen und keiner findet den Fehler", beschreibt sie diese bitteren Tage. Sie sah die Felle hinweg schwimmen, bekam Angstzustände. "Binich gesund? Leide ich vielleicht unter Eisenmangel? Vieles ist mir durch den Kopf geschossen. Das war kein tolles Gefühl."
Auf dem Utah Olympic Oval sieht sie dem Kampfum eine Medaille wieder zuversichtlicher entgegen, "weil ich neuen Mut geschöpft habe. Aber es muss alles zusammen passen wie bei einem Puzzle". Widrigkeiten wie der eine Stunde langen Fahrt vom Olympischen Dorf zur Wettkampfstätte geht sie aus dem Wege. Deswegen bewohnt Monique Garbrecht-Enfeldt seit zehn Tagen mit ihremMann ein Appartment nahe am Eisoval. "Störungen", sagt sie mit inzwischen wieder gewohnter Ausgeglichenheit, "habe ich in letzter Zeit genug erlebt."