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Peking stöhnt über «lästige» Sicherheitskontrollen

Von Stephan Scheuer 07.08.2008, 12:05

Peking/dpa. - «Ich will doch nicht immer Wildfremden meine persönlichen Sachen zeigen müssen», beklagt sich die Pekingerin Fan Jingyi über die Kontrollen in der U-Bahn vor den Olympischen Spielen.

Beim Betreten durchsuchen Wächter das Gepäck der Fahrgäste. Durch ihren Ferienjob ist die Studentin viel in der Stadt unterwegs - dabei seien die ständigen Sicherheitssperren besonders nervig. Immerhin geht es recht schnell. Lobend erwähnt die junge Frau das Tempo der Wachmänner: «Mit Wartezeit dauert es nie länger als zwei Minuten.»

In U-Bahnen, Flughäfen, teilweise sogar an Bürogebäuden und an diplomatischen Wohnanlagen müssen die Pekinger derzeit ihre Taschen öffnen, den Ausweis vorzeigen oder sich registrieren lassen. «Das ist alles für Olympia», sagt ein Wachmann am Eingang der Volksuniversität, der Passanten den Weg zum Campus versperrt. Ohne Einladung oder Begleitung eines Universitäts-Angehörigen kommen die Besucher nicht mehr rein. Wöchentlich findet auf dem Unigelände ein englischer Gesprächskreis mit oft mehr als hundert Teilnehmern statt, die beim letzten Mal allerdings draussen bleiben mussten.

«Es ist ein bisschen lästig», sagt Zhang Sheng. Der Informatiker wohnt nur wenige Kilometer vom Nationalstadion und dem Olympia-Gelände entfernt. Vor kurzem fand er eine Benachrichtigung der Polizei im Hausflur. Zukünftig braucht er eine Ausweiskarte, um in sein Haus zu kommen. «Viele Leute haben mich schon vor den zahlreichen Kontrollen in der Stadt gewarnt», sagt der 23-Jährige. Er fährt jetzt häufiger mit dem Fahrrad zur Arbeit und umgeht damit die peniblen U-Bahn-Wächter.

Auch auf dem Platz des Himmlischen Friedens (Tian'anmen) müssen alle Besucher wie an Flughäfen durch Sperren gehen, wo sie auf Sprengstoff, Waffen und Gegenstände durchleuchtet werden, «die die öffentliche Sicherheit gefährden können», wie staatlichen Medien berichtet hatten. Der dort am Mittwoch begonnene olympische Fackellauf durch die Hauptstadt fand zum Großteil abgeschirmt von den normalen Pekingern statt. Viele, die sich schon früh am Morgen auf den Weg gemacht hatten, konnten kaum einen Blick auf die olympische Flamme erhaschen.

Die freiwillige olympische Helferin Deng Rui weiß ebenfalls von Einschränkungen zu berichten. Die Studentin arbeitet im Nationalen Hallenstadion und muss täglich eine ausgiebige Sicherheitsinspektion über sich ergehen lassen. «Wenn wir Getränke dabei haben, müssen wir einen Schluck draus nehmen», sagt die Studentin. So können die Wachen sehen, ob es sich wirklich um harmlose Flüssigkeit handelt. Damit sollen Anschläge mit Hilfe von flüssigen Explosivstoffen verhindert werden.

Tausende Wanderarbeiter, Bittsteller und Bettler bekommen von den vielen Sicherheitskontrollen jedoch nichts mehr mit. Viele von ihnen mussten die Stadt verlassen. Dafür müssen heute Reisende, die mit dem Auto nach Peking kommen, bis zu drei Kontrollen passieren. Dort werden Ausweise geprüft und Fahrzeuge untersucht. Hunderte Kontrollposten sind so über «drei Verteidigungslinien» verteilt.