Patchwork
Hamburg/dpa. - Durchs Wohnzimmer huscht ein splitternacktes Paar. Es hat seine Freude dran, doch seine Darsteller weniger - aus unterschiedlichen Gründen.
Schauspielerin Gabriela Maria Schmeide hat zwar mit dem Nacktsein nicht so große Schwierigkeiten, «am FKK-Strand läuft man ja auch nicht anders herum». Aber «sich selber das später ansehen zu müssen, kann schon ziemlich qualvoll sein». Ihr Partner Fritz Karl hingegen hat generell etwas gegen solche Szenen, nicht zuletzt beim Gedanken: «Sich vorzustellen, deine Kinder werden das mal sehen...». Der Vater von vier eigenen Kindern kann dazu nur seufzen.
Auch die Kinder in dem ARD-Film «Patchwork» an diesem Mittwoch um 20.15 Uhr schütteln entsetzt den Kopf: Ihre Eltern! Die tun ja gerade so, als seien sie noch jung und hätten Anspruch auf persönliche Gelüste! Dennoch gehen die beiden - Jana und Daniel - daran, sich eine gemeinsame kleine Welt aufzubauen, eine Patchwork- Welt. Jeder bringt ein eigenes Kind in die Ehe mit. Und so fangen schon mal die Schwierigkeiten an.
«Ich hatte bei der ersten Lektüre des Buchs eigentlich gedacht, dass daraus eine ziemlich fröhliche Sache wird», erinnert sich Hauptdarstellerin Schmeide. Aber nun, nach einem Buch von Laila Stieler und in der Regie von Franziska Buch, ist es eher eine ernste Angelegenheit geworden. Denn anders als in vielen ähnlichen TV- Produkten wird das Thema Patchwork nicht als strahlend heile Welt, sondern mit allen Ecken, Kanten und Schwierigkeiten gezeigt: Nicht nur zwei Erwachsene, sondern auch ihre Kinder müssen sich erstmal zusammenraufen.
Die jeweiligen Verflossenen stellen sich ein und melden alte Ansprüche an, Daniels Ex Xenia (Maria Schrader) und Janas glutäugiger Roberto. Oscar Ortega Sánchez spielt ihn als charmanten Hallodri und Schmeide kann durchaus verstehen, dass Jana auf ihn einmal hereingefallen ist: «Der könnte auch mir persönlich, charmant, wie er ist, und dazu spielt er noch Gitarre, durchaus gefährlich werden.»
Sie findet im übrigen die Gestalt der Jana gar nicht so rundum sympathisch, aber gerade das war in ihren Augen der Reiz der Rolle. Schwierige Charaktere sind seit ihrem preisgekrönten Überraschungserfolg als «Polizistin» vor sieben Jahren eine gewisse Spezialität der 43jährigen Schauspielerin, die schon den Grimme-Preis und andere Auszeichnungen nach Hause trug. Allen Bildschirm-Erfolgen zum Trotz ist sie jedoch dem Theater als Heimat treu geblieben. Daneben zieht sie gern singend durch die Lande, mit ihrem Liederabend «Schon wieder so 'ne Lust», mit dem sie an ihrer Stammbühne in Bremen schon großen Erfolg hatte.