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Online-Jobvermittler Online-Jobvermittler: Private Anbieter sagen BA-Website «langsamen Tod» voraus

Von Verena Wolff 22.03.2004, 19:46

Hannover/dpa. - Bei der Computerzeitschrift «CHIP» kommt das Internet-Portal der Bundesagentur für Arbeit (BA) schlecht weg. Für die Seiten von arbeitsagentur.de gab es die «Bremse des Jahres 2004».

Die «Geldverschwendung grenzt angesichts der hohen Arbeitslosigkeit an Zynismus», heißt es in der Begründung. Auch die privaten Vermittler auf dem Online-Jobmarkt sind auf die Nürnberger Behörde nicht gut zu sprechen, zeigt sich auf der Computermesse CeBIT in Hannover. «Die BA will alle Jobs», sagt Ralf Baumann, Vorstand von stepstone.de, einer der größten deutschen Jobbörsen im Internet.

Nach seiner Ansicht versucht die BA, einen funktionierenden Markt zu zentralisieren - und das mit Seiten, die zur Vermittlung von Arbeitslosen viel zu kompliziert seien. «Die Bundesagentur zieht sich in den Elfenbeinturm zurück und zahlt teure Berater, die von der Materie keine Ahnung haben», sagt monster.de- Geschäftsführer Kai Deininger.

Auf der CeBIT 2003 hatte der damalige Vorstandsvorsitzende der Agentur, Florian Gerster, den Start eines virtuellen Arbeitsmarktes angekündigt. Auf der Plattform sollten alle verfügbaren Jobs angeboten werden - unter Federführung der BA. Allerdings berichteten die großen privaten Online-Jobvermittler schon damals, dass es nicht zu Verhandlungen mit der BA gekommen sei. «Hätte man alle Marktteilnehmer bereits in die Konzeptionsphase eingebunden, wären wir näher am Ziel, möglichst vielen Arbeitslosen zu einem neuen Job zu verhelfen», sagt Deininger.

Die privaten Vermittler bemängeln, dass die Bedingungen zur Einbindung ihrer Angebote nicht gegeben waren und auch weiterhin nicht gegeben sind. Aus Protest gegen die mangelnde Bereitschaft der Behörde zu Verhandlungen schlossen sich die vier großen Online- Vermittler Ende 2003 zu einem «Arbeitskreis Arbeitsmarkt» zusammen und wandten sich gegen eine Zusammenarbeit. Aus Nürnberg heißt es dazu: «Die BA steht Kooperationen mit Jobbörsen und allen anderen Arbeitsmarktpartnern aufgeschlossen gegenüber, kann und will solche aber nicht erzwingen.»

Dennoch sieht die Behörde Verbesserungsbedarf bei ihren Seiten. Die Nutzerfreundlichkeit und der Auftritt sollen unter der neuen Projektleitung von Ingo Engelhardt und Michael Pflügner verbessert werden. Außerdem sei nicht damit zu rechnen, dass das Projekt gekippt werde. Die Kostenexplosion sieht die BA in den Medienberichten der vergangenen Wochen undifferenziert dargestellt. «Die Seite, so wie wir sie jetzt sehen, hat bislang 15 Millionen Euro gekostet», sagt BA-Sprecher Ulrich Waschki. Bis zum Jahr 2008 sollen die Kosten für Entwicklung, Softwarelizenzen, Migration und Hardware sich auf rund 86,2 Millionen Euro belaufen. Bis zu 76 Millionen Euro erwarten die Nürnberger für Betriebs- und Wartung, die Erweiterung des internen BA-Netzes und die Schulung der Mitarbeiter.

Die Erklärung, warum sich die BA für viel Geld eine neue Software hat programmieren lassen, obwohl zahlreiche Firmen bereits mit guten Systemen arbeiten, fällt klar aus. «Bei uns gibt es viel mehr Funktionalitäten, mit denen die Übereinstimmung von Bewerberprofil und Firmenanforderungen genauer sind», heißt es am CeBIT-Messestand. Dass mehr allerdings nicht immer besser ist, haben die anderen Online-Jobbörsen bereits feststellen müssen. «Wir haben einige Abfragen rausgeschmissen, weil der Abgleich von Firmen- und Bewerberdaten zu dadurch kompliziert wird», erklärt Baumann.

Insgesamt sehen sich die privaten Jobvermittler nicht im Konkurrenzkampf mit der BA. «Das ist immer noch die Seite für Schlosser und Schreiner», sagt Baumann von stepstone.de. Die privaten Jobvermittler hingegen richteten sich eher an Fach- und Führungskräfte.