Online-Auktion Online-Auktion: Bei Ebay darf nicht alles gehandelt werden

Dreilinden/dpa. - Nicht nur dem Verkauf von Vierbeinern oder Vögeln haben dieEbay-Betreiber einen Riegel vorgeschoben. Anbieter unter Umständen«heißer Ware» werden beim Einstellen per E-Mail gewarnt, dass einRegelverstoß vorliegen könnte - Plüschtier-Verkäufer brauchen dabeifreilich nichts zu befürchten.
Mehrere Millionen Artikel wechseln in dem Online-Auktionshauswöchentlich den Besitzer - und längst sind die Anbieter nicht mehrnur Leute, die alle paar Jahre ihren Dachboden entrümpeln oder denKleiderschrank leer räumen. Immer mehr professionelle Händler nutzenden Marktplatz als zusätzliche Vertriebsplattform. «Die meisten sindvertrauenswürdig - aber manche Anbieter versuchen, gegen Gesetze undRegeln zu verstoßen», sagt Oliver Weyergraf vom BereichInternetsicherheit des Unternehmens in Dreilinden (Brandenburg).
«Besonders streng ist Ebay bei Verstoß gegen dasBetäubungsmittelgesetz, bei NS-Propaganda und Kinderpornografie»,sagt Uwe Schlömer, Rechtsanwalt und Ebay-Experte in Hamburg. Wer mitAngeboten aus diesen Sparten erwischt wird, kann mit einem Besuch derPolizei rechnen. «Wir arbeiten in vielen Bereichen mit denentsprechenden Behörden zusammen», bestätigt Weyergraf. Auch dasRegelwerk wird mit Experten aus Verbänden, Organisationen und denBehörden erarbeitet.
«Wir sind da sehr rigide und passen die Marktplatzregeln an», sagtWeyergraf. Grundsätzlich ist bei Ebay zum Handel freigegeben, wasnicht gesetzlich verboten ist. Die Regeln gehen jedoch in einigenGebieten über die geltenden Gesetze hinaus: «Lebende Tiere sind einBeispiel, dazu gehören auch angebrütete Eier», erläutert Weyergraf.Hintergrund dieser strengen Handhabung ist, dass Ebay sich in derVergangenheit immer wieder den Zorn von Tierschützern eingehandelthatte. Auch Bahnschwellen sind nicht mehr im Angebot zu finden.«Darin sind zu viele Schwermetalle und chemische Verbindungen.»
Trotzdem treibt der Internet-Handel manchmal seltsame Blüten: «Manglaubt nicht, was da angeboten oder gesucht wird», sagt SprecherinMaike Fuest - und wie Anbieter versuchen, sich per Geheimcode mitInteressenten zu verständigen. «Die Übernahme von Punkten aus derFlensburger Verkehrssünderkartei ist schon angeboten worden, Belegefür das Finanzamt und verschreibungspflichtige Arzeineimittel.»Besonders gefragt sei Viagra. Der Handel mit der Potenzpille istverboten, und daher behalfen sich findige Händler mit derVersteigerung von leeren Verpackungen oder Beipackzetteln, zu denensie ein «Geschenk» versprachen.
Findet das mehr als 100 Mitarbeiter umfassende Sicherheitsteam vonEbay eine solche Auktion, werden die Artikel gelöscht und dieAnbieter verwarnt oder suspendiert. «Drogen und Waffen sind dabeieine andere Angelegenheit als ein Geweih, das noch auf dem Dachbodenrumlag», sagt Weyergraf. Während im ersten Fall «der Zug RichtungErmittlungsbehörde rollt», ist es bei offensichtlicher Unwissenheitmit einer Verwarnung oft getan. Die «Marktplatzwächter» verfolgen beiihrer Arbeit Hinweise von Nutzern oder suchen selbst nach Übeltätern.
Anwalt Schlömer geht allerdings angesichts der riesigen Menge angehandelter Ware von einem «gewissen Dunkelfeld» aus. Manche windigenAnbieter stellen sich aber auch selbst ein Bein: «Die Verkäuferwollen ihre Sachen loswerden und werben dafür - und dann kommt überkurz oder lang auch Ebay drauf». Grundsätzlich warnt Schlömer solcheAnbieter davor, Online-Auktionen als sicheres Feld für ihre Geschäfteund das Internet als rechtsfreien Raum zu sehen, in dem keineStrafverfolgung gefürchtet werden muss. «Die Behörden kennen sichinzwischen ganz gut im Internet aus.»
Kritiker bescheinigen Ebay Lernfähigkeit in Sachen Verfolgung vonRegelverstößten: So hatte der Biologe Axel Hirschfeld für denDeutschen Naturschutzbund (NABU) in einer Stichprobe vor zwei Jahrenherausgefunden, dass während eines einzigen Monats bei mehr als 1600Auktionen verbotene, weil streng geschützten Arten angeboten wurden.«Das waren meist Tierpräparate, Pelze, Felle oder Schmuckstücke.» Bei68 Prozent der Auktionen wurde schließlich ein Zuschlag erteilt.
Der NABU schaltete daraufhin Behörden ein - mit Erfolg: «Heutefindet man höchstens noch 5 Prozent der Angebote von damals - undauch nur, wenn man ganz genau sucht», sagt Hirschfeld. Feder- undEiersammler, Liebhaber von Bärenkrallen oder Falkenfüßen werden beiEbay kaum noch fündig. Vor zwei Jahren hatten die Naturschützer denMarktplatzbetreibern vorgeworfen, mit dem Handel verbotener ArtikelGeld zu verdienen. Davon distanziert sich Ebay nach wie vor vehement:«Wenn wir Händler erwischen, überweisen wir sofort alle Gebührenzurück», betont Sprecherin Fuest.