Olympia 2014 Olympia 2014: IOC lobt auch Salzburg
Salzburg/dpa. - Im Salzburger Pongau grüne Wiesen, zweistellige Plusgrade und Vogelgezwitscher, in Pyeongchang tausende Fähnchen schwenkende Menschen an den Straßen, in den Bergen Sotschis nahezu fünf Meter hoher Schnee und Präsident Wladimir Putin als alpiner Vorfahrer.
Auf der Basis des Berichts der Evaluierungskommission wird die IOC-Vollversammlung am 4. Juli in Guatemala-Stadt die Winterspiele 2014 vergeben. Die Prognose ist eindeutig: Es gibt keinen Favoriten in diesem Dreikampf der Ungleichen.
Das ist auch den Äußerungen von Chihara Igaya zu entnehmen. Wie schon in Südkorea und Russland zeigte sich der japanische Kommissions-Vorsitzende zum Abschluss der Visite in Salzburg «beeindruckt», hob die «große Wintersporttradition» hervor und lobte den Bewerber mit dem Satz: «Wir sind überzeugt, Salzburg könnte hervorragende Winterspiele veranstalten.» In Pyeongchang hatte Igaya als «Stärken» die «riesige Begeisterung» der Bevölkerung, die «Rückendeckung» durch die Regierung und die Bedeutung für den Wintersport in Asien hervorgehoben und in Sotschi von einem «einzigartigen Bewerber», einer «großen Tradition» Russlands im Wintersport und einer «starken politischen Unterstützung» gesprochen.
Das dreifache Lob wird sich erfahrungsgemäß auch in dem Prüfbericht niederschlagen mit dem Tenor, alle Drei seien für die Winterspiele bestens qualifiziert. Eine Rangfolge wird allenfalls in Adjektiven deutlich werden. Zu unterscheiden ist nach IOC-Duktus dann, wenn ein Projekt «realistisch» oder «ehrgeizig» oder «herausfordernd» oder «besonders herausfordernd» bezeichnet wird. So wie etwa Sotschi, dessen Kandidatur ein einziges Versprechen ist: Putins Regierung garantiert 9,2 Milliarden Euro, um aus dem Nichts innerhalb von sieben Jahren ein Wintersport-Mekka zu erschaffen.
Realismus zeichnet auf jeden Fall Salzburgs Bewerbung aus, auch wenn bei der IOC-Visite der Albtraum der Gastgeber wahr wurde: Kein Schnee im nordischen Ski-Gebiet Pongau weit und breit. Dabei habe man dort im Vorjahr «noch bis zur Hüfte im Schnee gestanden», versuchte Bewerbungs-Geschäftsführer Gernot Leitner eine Erklärung zu geben für Außergewöhnliches. Salzburg ist für die Winterspiele 2014 in mehrfacher Hinsicht die sicherste Option. Das gilt auch für die Infrastruktur. Schon acht der 11 Wettkampfstätten sind vorhanden, darunter die von Rodel-Legende Georg Hackl den IOC-Gästen im nahen Königssee präsentierte Kunsteisbahn.
Das Wintersportland Österreich würde den Spielen zusammen mit seinem deutschen Anrainer einen würdigen Rahmen geben, sie wären im Vergleich zu Sotschi und Pyeongchang geradezu «billig», dazu vergleichsweise Umwelt schonend und von der Regierung gut unterstützt. Präsident Heinz Fischer, Kanzler Alfred Gusenbauer und Finanzminister Wilhelm Molterer dokumentierten das am Freitag bei ihrem Treffen in der Mozartstadt mit den IOC-Prüfern. Doch gewinnt in der IOC-Vollversammlung nur selten der Kandidat mit den besten technischen Noten. Salzburg hat mindestens ein schweres Handicap: Österreich war schon zwei Mal (Innsbruck 1964, 1976) Gastgeber von Winterspielen, Russland und Südkorea noch nicht und ganz Asien, ein Wintersportmarkt der Zukunft, erst zwei Mal (1972 Sapporo, 1998 Nagano).
Und ein Weiteres wird voraussichtlich hinzukommen. Im April will das IOC jene Untersuchungsergebnisse öffentlich bewerten, die ihm von der italienischen Polizei zugegangen sind. Die hatte bei den Winterspielen 2006 in Turin bei einer vom IOC erbetenen Razzia im Quartier von österreichischen Langläufern und Biathleten offenbar eindeutige Doping-Fundsachen entdeckt. Bisher war es nur ein Skandal um den damals aus Turin geflüchteten Trainer Walter Mayer. Er könnte durch einen starken Verdacht auch gegen österreichische Sportler eine neue Dimension bekommen.