Oberlausitz Oberlausitz: In Görlitz lohnt sich ein Blick hinter die Fassaden
Görlitz/dpa. - Restaurants in Deutschlands östlichster Stadt in der sächsischen Oberlausitz zeigen mit der Kampagne «Wenn schon Essen, dann in Görlitz» Selbstbewusstsein, und die nahezu komplett sanierte historische Altstadt rund um den Untermarkt ist auch ohne den Kulturhauptstadt-Titel einen Besuch wert.
Tatsächlich kommen Besucher kaum an architektonischen Zeugen der Vergangenheit vorbei. Da in Görlitz im Zweiten Weltkrieg fast nichts zerstört wurde, strotzt die Doppelstadt an der Neiße - sie wurde 1945 in den deutschen Teil Görlitz und den polnischen Teil Zgorzelec geteilt - vor reich verzierten Fassaden. Die großzügig gestalteten Gebäude sprechen von großem Reichtum, den Görlitz einst besaß: Sie entwickelte sich über die Jahrhunderte als Stadt an zwei wichtigen Handelsstraßen prächtig. Rund 500 Baudenkmäler gibt es allein im Kern der knapp 60 000-Einwohner-Stadt - mehr als 4000 sind es insgesamt.
Von den grauen Hauswänden aus DDR-Zeiten ist heute kaum noch etwas zu sehen. Fassaden sind bunt bemalt oder erzählen Geschichten - wie das biblische Haus in der Neißstraße 29. Im Relief des aus Sandstein errichteten Gebäudes sind Bilder zu Szenen des Alten und Neuen Testaments eingearbeitet.
Wer ein Hotel in der Altstadt wählt, hat gute Chancen, in historischen Gemäuern zu schlafen, etwa in einem der Hallenhäuser. Die Bezeichnung bezieht sich auf die großzügigen Eingangsbereiche, die bis zum Dach durchgehend ohne Zwischendecke verlaufen und mit Licht aus hoch gelegenen Fenstern versorgt werden.
Stadtführer Frank Vater empfiehlt Gästen, unbedingt hinter die Fassaden der Häuser zu schauen: Ein Blick durch die Fenster zeigt, dass Historie auch im Innern der Gebäude erhalten ist. So ist auch ein Restaurantbesuch in der Altstadt häufig eine Exkursion in die architektonische Vergangenheit. Viele Restaurants haben gemütliche Hinterhöfe.
Nicht einmal einkaufen ist stillos möglich: In der im Jugendstil errichteten Straßburg-Passage stöbern Einheimische in kleinen Läden. Und wer im Karstadt-Warenhaus am Demianiplatz einkaufen geht, tut das unter einem Glasdach aus Schwarzlotmalerei.
Görlitz kultiviert Historie auch in anderer Hinsicht: Reich an alten Sagen, erfahren Besucher bei abendlichen Stadtführungen mehr darüber, warum die Uhr der Dreifaltigkeitskirche sieben Minuten vorgeht oder welch grausiger Tat der Klötzelmönch überführt wurde. Laienschauspieler erzählen Besuchern jeden dritten Freitag im Monat aus der Görlitzer Sagenwelt.
Auch ein Besuch der «Handwerkerey» lohnt sich: In der Petersstraße 17 arbeiten Handwerker in historischen Gewändern. Mit etwas Glück können Besucher sie schmieden, klöppeln oder drechseln sehen.
Informationen: Görlitz-Tourismus & Marketinggesellschaft, Brüderstraße 1, 02826 Görlitz (Tel.: 03581/475 70, Internet: www.goerlitz-tourismus.de).