Nur Ernüchterung in der Hinz-Halle
Bernburg/MZ. - So mancher Bernburger Handballfreund hatte sich den Auftakt in die Zweitliga-Saison 2004 / 05 etwas anders vorgestellt. Aber irgendwie waren alle Beteiligten noch nicht in Bestform. Selbst nach dreimonatiger Punktspielabstinenz war die Bernburger Hinz-Halle nicht ganz ausverkauft, beide Mannschaften vermittelten den Eindruck, als würden sie immer noch in der Vorbereitung stecken, und auch die beiden Schiedsrichter waren noch etwas einseitig ausgerichtet. Die Männer in Schwarz sorgten zwar für so manchen Stoßseufzer auf den Tribünen, waren am Ende aber nicht dafür verantwortlich, dass Gastgeber Anhalt Bernburg ein Protokoll unterschreiben musste, in dem eine 20:25-Niederlage gegen die Ahlener SG vermerkt war.
Die Verantwortung dafür übernahm Bernburgs Trainer Lothar Doering. Der fand es ernüchternd, was die Gastgeber am Sonnabend geboten haben: "Wenn man so eine Leistung abliefert, muss etwas nicht stimmen." Die Tatsache, dass Uwe Mäuer nicht im Vollbesitz seiner Kräfte war und wegen einer Zerrung mehr übers Parkett humpelte als lief, hatte der Coach erst gar nicht als Entschuldigung ins Feld geführt und erst bei der anschließenden Konferenz auf Anfrage bestätigt.
Sven Liesegang hatte zwar die Wettkampfshorts angezogen, aber nur um optisch für eine nicht ganz so schlecht besetzte Auswechselbank zu sorgen. Nachdem der Kapitän gerade einen Haarriss im Daumengelenk auskuriert hatte, hatte er sich im letzten Training eine Verletzung der Rippenmuskulatur zugezogen und verfolgte die gesamte Partie lediglich als aufmerksamer Beobachter.
Es war ein großes Glück, dass wenigstens SVA-Torwart Martin Ziemer im Vollbesitz seiner Kräfte war. Ansonsten hätte es für die Bernburger wirklich noch viel ärger kommen können. 20 Mal kaufte der den Ahlener Kanonieren die Geschosse ab und verhinderte auch noch drei Siebenmetereinschläge. Ansonsten lief nicht viel zusammen. Während Robert Lux mehr mit sich selbst als mit seinen Gegnern zu tun hatte und einen technischen Fehler nach dem anderen produzierte, war Christian Dreibrodt sogar ein Totalausfall.
Aber nicht nur Lux hatte Probleme damit, den Ball unter Kontrolle zu bekommen oder seine Mitspieler sicher zu bedienen, auch die anderen Bernburger fabrizierten so manche Zittereinlage. Von insgesamt 19 bösartigen technischen Fehlern führten elf dazu, dass die Ahlener sie zu Gegentore nutzen konnten. Die Gäste aus Westfalen waren an diesem Tag die Mannschaft, die einfach weniger falsch gemacht hat - nicht mehr und nicht weniger. Das brachte der ASG immerhin den dritten Tabellenplatz ein, während die Bernburger nach dem ersten Spieltag Vorletzter sind.
Mit einem Gast hatten die Saalstädter ganz besonders viele Sorgen. Frank Habbe war einfach nicht in den Griff zu bekommen. Er verhalf mit seinen zwölf Treffern der durchschnittlichen Vorstellung seiner Mannschaft zu einem Sahnehäubchen.
Der SV Anhalt war von Anfang an im Zugzwang. Nur ein Mal gelang die Führung (4:3, 11. Minute) - drei Mal der Ausgleich (3:3), 4:4, 5:5). Weil es nicht lief, versuchte Coach Doering per Auszeit (14.) seine Mannschaft in die richtige Spur schicken. Allein es half nichts. Nur Ziemer hielt mit seinen Reflexen und tollen Paraden die Gastgeber bis zur Halbzeitpause (8:12) leidlich im Rennen. Die hatten aber ihr Pulver schon verschossen und fanden auch nach dem Seitenwechsel keinen Anschluss mehr. Vier Mal entkamen die Ahlener jetzt bis auf sechs Tore (9:15, 13:19, 17:23, 19:25). Der vielleicht von den Fans erhoffte Endspurt des SVA blieb aus. In den letzten zehn Minuten stand nur noch die Frage zur Debatte, wie hoch der Sieg der Gäste ausfallen würde.
In einer Wochen wollen die Bernburger einen besseren Eindruck hinterlassen. Dann spielen sie beim HSV BW Insel Usedom. Der Aufsteiger hat sein Abenteuer 2. Liga übrigens mit einem 26:25-Auswärtssieg in Altenholz begonnen.
Bernburg: Ziemer, Pajung - Wartmann 3), Dreibrodt (1), Krause (5), Lux (3), Liesegang, Gutowski (3), Filippow (3), Mäuer, Luther (2)
Ahlen: Deppe, Bagel - Lindt (2 / 1), Lebiedzinski (4), Katsigiannis, Weber (3 / 3), Habbe (12), Greger, Schmidtmeier, Ernst (1), Wiegers (2), Mähler, Klaus (1)
Siebenmeter: Bernburg 0 - Ahlen 7 (4 verwandelt); Zeitstrafen: Bernburg 5 (Pajung, Dreibrodt 2, Gutowski, Luther) - Ahlen 3 (Lebiedzinski, Ernst, Klaus)