MZ-Test: Honda Black Widow MZ-Test: Honda Black Widow: Cruisen mit der Schwarzen Witwe
Halle/MZ. - Am schönsten klingt die Schwarze Witwe (Black Widow), wenn sie ohne Last vor sich hin rollt. Dann blubbert es tief aus dem V-2-Motor. Das klingt gut, fast wie bei einer 1,1-Liter-Maschine, aber eben nur fast. Gibt man Gas, ist Schluss mit dem satten Klang. Das macht dann auch den Unterschied von gut 400 Kubik, auf den viele Cruiser-und Chopperfahrer Wert legen: So richtig blubbern tun nur die ganz Großen. Aber sei es drum, auch mit 750 Kubik lässt sich ganz gut praktizieren, was Liebhaber dieser Motorrad-Sorte lieben: Kraft schöpfen tief aus dem Drehzahlkeller, ganz entspannt hochdrehen.
45 PS hat die Maschine, da kommt man auch zu zweit flott voran, gleichwohl man dann beim Beschleunigen doch daran denkt, wie die Großen dieser Klasse mit sieben Zentner (mit Sozius) Gesamtgewicht umgehen. Wenn man im Solobetrieb bei 140 noch mal Gas gibt, geht es vorwärts, nicht spritzig, aber ungequält. Da möchte man dann auch mal wissen, in welchem Drehzahlbereich man sich gerade aufhält, aber Honda beschränkt sich auf das Wesentliche. Kein Drehzahlmesser, keine Tankanzeige.
Das Lenkerschloss passt zur spartanischen Ausstattung. Es wirkt nicht vertrauenerweckend und rastet schwer ein - zumindest bei der Maschine im MZ-Test. Mit der Black Widow kann man sich auch mal an lange Touren wagen, obgleich Bikes dieser Bauart nicht vordergründig zum Reisen erfunden wurden. Viele Kurven, wenn sie sich nicht zu scharf krümmen, sind durchaus willkommen. Die Schräglage hält sich auf Grund der cruisertypischen Konstruktion natürlich in Grenzen. Extratiefe Sitzposition, breiter Lenker verleiten zu eher entspannter Kurvenfahrt.
Wenn man meint, mal 600 km Autobahn fahren zu müssen, geht das. Locker kann man 130. . .140 km/h als Dauergeschwindigkeit fahren. Ruhig liegt die Maschine mit ihrem klassischen starren Rahmen auf der Piste. Grenzen setzt auf großer Fahrt am ehesten die Ergonometrie. Die Fußrasten sind extrem weit vorverlegt. Das sieht chic aus, aber spätestens nach einer Autobahnstunde hat man das Bedürfnis, seine verkrampften Beine zu bewegen.
Apropos lange Fahrt: Nach 250 Kilometern sollte man sich einer Tankstelle nähern, denn der Tank ist klassenüblich klein. 4,8 Liter sind im MZ-Test pro 100 Kilometer durch den Vergaser gegurgelt. Die Schwarze Witwe fühlt sich am wohlsten auf schwarzem Asphalt. Die althergebrachten Rahmen und die zu harten Federbeine sorgen für einen nicht mehr zeitgemäßen Federungskomfort. Da ist man froh, dass man eher selten einen Sozius mitnimmt, denn der muss sich mit einem reichlich schmalen, dünn gepolsterten Notsitz begnügen. Allein macht die Schwarze Witwe ohnehin mehr Spaß. Hondas jüngster Cruiser ist was fürs Auge, keine Frage. Abspecken war angesagt, weg mit haufenweise echtem und falschem Chrom, weg mit aufgeblasenen Formen, weg mit ausschweifenden Lenkern. Schlicht, schlank, schwarz. Einfach elegant fährt die Schwarze Witwe vor.