MZ-Interview MZ-Interview: Kann nicht ruhig auf der Bank sitzen
Köthen/MZ. - Viele Jahre des "halben Jahrhunderts" haben Sie dem Handballsport sowohl als Aktiver als auch erfolgreicher Trainer gewidmet. Wie sind Sie zum Handballsport gekommen und wo haben Sie gespielt?
Prokop: Ich bin erst recht spät, nämlich mit 15 Jahren, zum Handballsport gekommen. Am damaligen Pädagogischen Institut gab es eine Arbeitsgemeinschaft Handball. Da habe ich mich mit einigen Mitschülern meiner Klasse angemeldet. Meinen ersten Wettkampf bestritt ich unter Leitung des damaligen Sektionsleiters Heinz Fricke in der A-Jugend. Handball ist eine Sportart, wo sich jeder Spieler in den Dienst der Mannschaft stellt. Das hat mir von Anfang an, auch als Kapitän der Juniorenmannschaft, Spaß gemacht.
Die meisten Trainer haben ihre Erfahrungen als aktiver Handballer gesammelt. Auch Sie sind diesen Weg gegangen. Wo haben Sie überall Handball gespielt?
Prokop: Mein größter Erfolg war der Aufstieg in die Bezirksliga, der durch die fleißige Arbeit der beiden verdienstvollen Nachwuchstrainer Erhard Laurer und Hartmut Becker erreicht wurde. Vorübergehend war ich auch bei Traktor Zabitz mit den Brüdern Paul und Manfred Karl aktiv. Das war auch eine schöne Zeit. Ansonsten spielte ich bei Motor Köthen und der HG 85.
Was hat Sie bewogen, ins Trainergeschäft einzusteigen? Wann haben Sie ihre ersten Versuche als Trainer begonnen, und welche Erfolge können Sie bis heute vorweisen?
Prokop: Als 18-jähriger Spieler der Männermannschaft, die von einem unserer besten Übungsleiter, Walter Lehe, geführt wurde, entschloss ich mich, die damalige B-Jugend zu trainieren. Da spielten so bekannte Männer wie Bodo Kreutzmann, Detlef Becker, Detlef Koch und Frank Panhans. Als die 1. Männermannschaft der HG 85 aus der 2. Bundesliga in die Regionalliga abgestiegen war, hat sich Andreas Auerbach um die Belange des Vereins gekümmert, und ich habe mich der Trainingsarbeit gewidmet. Meine größten sportlichen Erfolge sind die Pokalsiege mit der HG 85 Köthen und dem SV Anhalt Bernburg sowie der Aufstieg mit beiden Mannschaften in die Regionalliga. Mit Bernburg bin ich gleich im ersten Jahr auf Platz drei gelandet.
Wenn man Sie von den Zuschauerrängen während des Spiels beobachtet, kommt man nicht umhin, festzustellen, dass Sie auch ab und an vor dem Publikum aus der Haut fahren. Haben Sie sich schon einmal darüber geärgert?
Prokop: Sicherlich ärgert man sich nach dem Spiel, wenn man einige solcher Szenen im Video sieht. Aber letztendlich bin ich mit aller Kraft dabei. Es gibt Trainer, die ruhig auf der Bank sitzen und bei denen es innerlich kocht. Bei mir kocht es sowohl innerlich als auch äußerlich. Das sind Trainerstile, die man auch nicht verändern sollte.
Bei einer Nachbesinnung auf das, was man bis jetzt in seinem Leben getan hat, kommt man unweigerlich zu Höhen und Tiefen des eigenen Tuns. Wo lagen die bisher bei Ihnen, was den Handball betrifft? Sind Sie manchmal gegenüber Spielern auch im Nachhinein betrachtet, ungerecht?
Prokop: 90 Prozent meines Tuns ordne ich den Höhen zu. Aber es gab auch eine Zeit, die ich negativ in Erinnerung habe, nämlich als ich bei der HG 85 Köthen als Trainer abgelöst wurde. Das ist zwar Vergangenheit, war aber eine Enttäuschung im sportlichen Leben. Was den zweiten Teil der Frage angeht, so will ich sagen, dass ich mich bemühe, alle Spieler gleich zu behandeln, weil ansonsten das Kollektiv nicht funktioniert. Bei 14 Spielern im Kader werden nicht alle den Trainer mögen, aber ich denke, dass sie mich alle respektieren. Mögen müssen sie mich nicht.
Ihr sportliches Engagement hat auch in der eigenen Familie Spuren hinterlassen. Ihr Sohn Christian spielt in der 1. Bundesliga bei GWD Münden, und auch ihre Tochter ist in der HG 85-Frauenmannschaft ein Aktivposten. Haben Sie diese Entwicklung bewusst gefördert?
Prokop: Ja, allerdings erst später, denn beide, sowohl Christian als auch Katrin, haben sich früh für das Handballspiel interessiert. Dass beide eine solche Entwicklung genommen haben, konnte man eigentlich nicht erwarten, macht mich aber besonders stolz. Christian habe ich zeitweilig selbst trainiert, aber Katrin nicht, weil ich eine Frauenmannschaft nie trainiert habe, ich das auch künftig nicht vorhabe, musste sie ihr Talent unter anderer Anleitung nutzen.
Ihre Trainerarbeit bindet Sie viele Stunden in der Woche an die Sporthalle. Eigentlich führen Sie eine Doppelehe. Ihre Frau muss diese über Jahre schon aushalten. Gibt es da manchmal Probleme?
Prokop: Nie gab es diesbezüglich in meiner Ehe Probleme, weil meine Frau sehr sportinteressiert ist, früher selbst als Turnerin im Leistungssport aktiv war und dem Handball wohlwollend gegenüber steht. Probleme gibt es nur in der Koordinierung der Termine, ob sie sich das Spiel des Mannes, der Tochter oder des Sohnes ansieht.