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Musiktheater Musiktheater: 14.September: Premiere «Turandot» (Opernhaus)

03.09.2002, 11:12

Halle/oh. - Eine Leiche wurde im Hause Ricordi exhumiert. Das war 1982. 20 Jahre später beschäftigte sie die forensischen Musiksachwalter des Hallenser Opernhauses. Ein eleganter Herr reiste im November 1924 von Mailand nach Brüssel. Dort ließ er sich am Kehlkopfkrebs operieren und starb. Der Herr hieß Giacomo Puccini. In seinem schwarzen Koffer fand man 23 beschriebene Blätter ? die Skizzen zum Schluss der neuen Oper «Turandot».

Für diese Blätter interessierten sich die Witwe des Verstorbenen, Arturo Toscanini, die Autorität unter den italienischen Dirigenten, und der mächtige Verleger Tito Ricordi. Schließlich beauftragte man Franco Alfano, nach den Skizzen einen Schluss zu schreiben. Er gefiel Toscanini nicht, und Alfano musste nun ohne die Skizzen, die im Ricordi-Tresor verschwunden waren, einen neuen, kürzeren Schluss machen. Der erklang am 27. April 1926 in der Mailänder Scala, nachdem Toscanini zwei Tage zuvor die Uraufführung an der Stelle abgebrochen hatte, wo Puccinis Partitur endete.

Die Leiche im Ricordi-Tresor ließ den Musikkriminalisten Jürgen Maehder nicht ruhen, bis sie endlich exhumiert war. Er stellte den originalen Alfano-Schluss wieder her. Was wiederum den Komponisten Luciano Berio auf den Plan rief ...

Nach eingehender Sektion haben die Hallenser Musiksachwalter entschieden, dem ersten Alfano-Schluss den Vorzug zu geben. Begierig auf das Erzeugen von Leichen ist die chinesische Prinzessin Turandot. Jeder Prinz, der sie heiraten will, muss drei Rätsel lösen. Gelingt ihm das nicht, bekommt der Henker Arbeit. Fragt man Turandot, die sich sehr von Puccinis leidenden Frauengestalten wie Mimì, Tosca oder Butterfly unterscheidet, nach dem Grund für ihr Begehren nach männlichen Leichen, so erklärt sie, dass vor vielen tausend Jahren eine Ahnin von einem fremden König geraubt und ermordet worden ist. Viele Prinzen starben in diesem Kampf der Geschlechter. Aber dann kommt einer, der die Rätsel löst und um Turandots Liebe abermals sein Leben wagt.

Musikalische Leitung: Roger Epple / Inszenierung und Ausstattung: Pet Halmen / Choreinstudierung: Helmut E. Sonne
Besetzung: Die Prinzessin Turandot: Diana Veronese / Der Kaiser Altoum: Hans-Jürgen Wachsmuth / Timur, enttrohnter König der Tataren: Jürgen Trekel / Der unbekannte Prinz (Calaf), sein Sohn: Richard Brunner / Liù, eine junge Sklavin: Romelia Lichtenstein / Ping, Großkanzler: Gerd Vogel / Pang, Großmarschall: Tommaso Randazzo / Pong, oberster Küchenmeister: Jordi Molina / Ein Mandarin: Ki-Hyun Park / Der Prinz von Persien: Rainer Stoß

Kurzinfo:
Premiere der Oper «Turandot»
im Opernhaus Halle
Samstag, 14. September 2002 um 19:30 Uhr