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Mühlentag Mühlentag: Wasserrecht noch Problem

Von Ursula Schabert 04.06.2001, 16:22

Hettstedt/MZ. - Müller Gerhard Ackermann war in seinem Element, als er den Besuchern der Steinmühle an der Schlenze zwischen Polleben und Helmsdorf erläutern konnte, dass die Mühle schon im Besitz seines Urgroßvaters war und seit 1593 wohl nie für längere Zeit still stand. "Alles noch aus Holz", sagt er und zeigt auf das Räderwerk. Mittendrin in all` der Mühlentechnik hängt eine Ausstellung, Zeichnungen von Ines Zimmermann aus Halle, die unter anderem Außenansichten und auch Details im Inneren der Mühle, so das Schleifen der Mühlsteine, zeigen. "Mir gefallen die Arbeiten sehr gut", sagt Ackermann. Das ständige Geräusch der Räder, das Rauschen des Wassers vermittelt übrigens in seiner Gleichmäßigkeit absurderweise eine gewisse Ruhe und Gelassenheit, die die Person des Müllers prägt.

Auch bei Richard Ermisch ist diese ruhige Art auffällig. Der Müller der Untermühle Ritzgerode kann mit einer noch längeren Mühlengeschichte aufwarten: Erstmals urkundlich erwähnt ist diese Wassermühle 1046 auf einer Urkunde Heinrichs III. 1561 hat Cyriakus Spangenberg sie in der Mansfelder Chronik beschrieben, seit 1890 ist sie im Besitz der Familie Ermisch. 1921 wurde die Inneneinrichtung erneuert, aus dieser Zeit stammen alle Maschinen. 1972 kam die Mühle zum Stillstand und wurde erst 1981 in die Kreisdenkmalliste aufgenommen und kam als technisches Denkmal wieder zum Laufen. Sie kann auch außerhalb des Mühlentages nach Voranmeldung, ebenso wie die Steinmühle Polleben, besichtigt werden.

In Ritzgerode wurde das Mühlenfest in diesem Jahr wie in Polleben zum 5. Mal gefeiert, der ganze Ort war auf den Beinen. Schon am Samstag und Sonntag hatten im Zelt vor der Mühle Disco und Filmvorführung stattgefunden, beides mit großem Anklang, Organisator war dafür Gastwirt Ingo Klimm. Fasziniert waren die Besucher auch von der Wäsche-Ausstellung von Gerda Stark (Harkerode) und Evelyne und Rotraud Müller (beide Alterode). Die drei Frauen präsentierten Küchen- und Leibwäsche aus Großmutters Zeiten, von der wadenlangen Spitzenunterhose bis zum spruchbestickten Wandtuch.

In Vatterode war zum zweiten Mal Mühlenfest, hier sang der Frauenchor und der Frauenverein hatte ein vielfältiges Kuchenbüffett beigesteuert. Ansonsten gab es Bier und Gegrilltes, alle Bänke im Freien waren dichtbesetzt und auch die Stehplätze wurden zeitweise knapp. Landrat Hans- Peter Sommer, der eine Rundreise von Mühle zu Mühle machte, lobte die Eigeninitiative von Mühleninhaber Bernhard Langer, der aus der "Ruine ein Schmuckstück für den Ort" gemacht habe.

Als der ehemalige Seemann und Elektro-Ingenieur die Mühle kaufte, ahnte er allerdings nicht, dass er so viele Schwierigkeiten haben würde, wie sie sich jetzt immer noch zeigen: Die Probleme um das Wasserrecht sind immer noch nicht ausgestanden, eine existentielle Frage für die Familie Langer. 1996 hat Langer die Mühle, ehemaliger LPG-Besitz, gekauft, in dem guten Glauben, die Erlaubnis zur Wasserkraft-Nutzung sei noch gültig. Die Verhandlungen mit dem Regierungspräsidum Halle sind derweil immer noch am Laufen.

Diese große Sorge ließ sich indessen die Familie Langer am Mühlentag nicht anmerken, sie freute sich, dass ihre Mühle eine so große Akzeptanz findet. Die "Müllerin" Birgit Langer hätte den Komponisten Franz Schubert gewiss zu weiterem Liedschaffen angeregt: Sie sang im Frauenchor mit. Fazit nach dem Mühlentag: Die Initiative der Stiftung Denkmalschutz findet inzwischen hier genauso großen Anklang wie der "Tag des Offenen Denkmals" und lockt auch Besucher von außerhalb.