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Motorsport Motorsport: Toyota zieht sich aus der Formel 1 zurück

Von Jens Marx und Lars Nicolaysen 04.11.2009, 07:39

Tokio/Hamburg/dpa. - «Wir haben realisiert, dass wir keine andere Wahlhaben», sagte Präsident Akio Toyoda am Mittwoch in der Toyota-Zentrale in Tokio. Nach dem dritten Ausstieg eines Herstellers binnenzwölf Monaten und dem für Ende 2010 angekündigten Rückzug vonReifenlieferant Bridgestone Ende machten sich bei VizeweltmeisterVettel beim Race of Champions in Peking schon Sorgen breit. «Für dieFormel 1 ist das Aus von Toyota mit Sicherheit nicht gut. Und ichhoffe, dass wir im März in Bahrain wieder 20 Autos an den Startbringen», wurde er von «Bild.de» zitiert. «Ein schlimmer Schock»,meinte der 22-Jährige.

Auch der Automobil-Weltverband FIA sieht die Toyota- und dieBridgestone-Entscheidungen problematisch. «Die Ankündigungen indieser Woche von Toyota und Bridgestone, sich aus der Formel 1zurückzuziehen, bereiten der FIA Sorgen», hieß es am Abend in einerStellungnahme. Zugleich sieht sich der Verband in seinen Bemühungen,die horrenden Kosten in der Formel 1 drastisch zu reduzieren,bestätigt. Die Teamvereinigung FOTA reagierte ebenfalls enttäuschtauf den Ausstieg. Toyota habe in den vergangenen acht Jahren einenerheblichen Beitrag zum Erfolg der Formel 1 beigesteuert, schrieb dieFOTA. Das sportliche Management müsse nun sicherstellen, «dass dieSaison 2010 so erfolgreich wird, wie wir alle hoffen».

Zumindest ein Gutes könnte die kompromisslose Vollbremsung vonToyota aber auch haben. «Natürlich hat die Entscheidung Auswirkungauf die Situation des BMW Sauber F1 Teams. Hierüber werden wir mitder FIA sprechen», sagte BMW-Motorsportchef Mario Theissen. Nochimmer hängt die Übernahme des werkseigenen BMW-Teams durch dieInvestorengruppe Qadbak von einem garantierten Startplatz imkommenden Jahr ab. Bislang steht man auf der Warteliste, nun ist derToyota-Platz frei, solange sich eventuell kein Investor findet.

Theissen brachte aber auch sein Mitgefühl für alle Betroffenen zumAusdruck, vor rund drei Monaten hatte sein Arbeitgeber BMW selbst dasAus in der Formel 1 am Ende dieses Jahr verkündet. «Die Entscheidungvon Toyota zum Ausstieg aus der Formel 1 bedauere ich. Toyota hat alsgroße Marke einen wertvollen Beitrag zur weltweiten Bedeutung derFormel 1 geleistet», sagte Theissen.

Toyota-Teamchef Tadashi Yamashita konnte während derPressekonferenz in Tokio die Tränen nicht zurückhalten. Trübe undtraurige Gesichter gab es aber vor allem in der deutschen Formel-1-Zentrale von Toyota mit rund 650 Mitarbeitern. «Mir tut dieseEntscheidung sehr leid für die vielen großartigen Mitarbeiter vonToyota Motorsport in Köln-Marsdorf. Sie hätten wahrlich einen anderenBeschluss verdient gehabt», sagte Ralf Schumacher, Toyota-Pilot von2005 bis Ende 2007, der Deutschen Presse-Agentur dpa.

«Wir sind von der Nachricht total überrascht worden», sagte einBeschäftigter vor Ort in Köln-Marsdorf: «Die Stimmung ist sehrgedrückt. Keiner weiß, wie es weitergeht.» Toyota bemühe sich um eineLösung für alle Betroffenen, sagte ein Sprecher in Tokio. Laut derStadt Köln will Toyota den Motorsport-Standort nicht aufgeben.

Der dritte Hersteller der Formel 1 nach Honda und BMW zieht sichdamit zurück. Vor einem Jahr war Honda ausgestiegen. Am Montag hatteauch noch der japanische Reifenhersteller Bridgestone sein Formel-1-Ende nach 2010 verkündet. Im Juli hatte die zu Toyota gehörende FujiInternational Speedway Co. zudem das Formel-1-Rennen auf derHausstrecke am Fuße des Fuji für 2010 abgesagt.

Das Rennen wird wieder in Suzuka gefahren. Angesichts der viergeplanten neuen Teams steht die Formel 1 aber noch nicht vor einemganz großen Problem. Kann eines oder können sogar mehrere derNeulinge nicht antreten, wird es indes heikel und der Saisonstart am14. März vielleicht zu einer Rechnung ohne manch eingeplante Größe.

Hersteller Toyota, dem bei der Veröffentlichung der Zahlen andiesem Donnerstag für das zweite Geschäftsquartal im zweiten Jahrnacheinander Verluste drohen, hatte sich einen Startplatz gesichert.Dieser wäre nun praktisch erstmal frei, solange sich wie vor einemJahr bei Honda durch Brawn kein Käufer findet.

Die Japaner unterzeichneten im Gegensatz zu BMW das im Sommerverabschiedete neue Concorde Agreement, das ja eigentlich die Teamszur Teilnahme bis einschließlich 2012 verpflichtet. Das Aus dürfteeine entsprechende Strafe zur Folge haben. Seit Monaten machten aberZweifel an der Formel-1-Zukunft der Japaner die Runde. Der deutschePilot Timo Glock erklärte jüngst in Abu Dhabi, dass ein Verbleib beiToyota weniger wahrscheinlich sei. Er wird gewusst haben, warum.

Im «Land des Lächelns» macht man ernst. Auch ein Sieg hätte an derEntscheidung nichts geändert, betonte Toyoda. Als beste Platzierungensprangen ohnehin nur zweite Ränge heraus, zweimal unter anderem durchGlock (Ungarn 2008/Singapur 2009). Mehr als Vierter in derKonstrukteurs-Weltmeisterschaft (2005) war auch nicht drin. Siege undWM-Titel? Fehlanzeige nach 139 Rennteilnahmen.