Medien Medien: Sportreporter Rudi Michel ist tot
Hamburg/Frankfurt/dpa. - Der deutsche Fußball trauert umReporter-Legende Rudi Michel. Der Sportjournalist, der für die ARDfünf WM-Endspiele live kommentierte, ist am Montag im Alter von 87Jahren gestorben, wie der Deutsche Fußball-Bund (DFB) am Dienstagmitteilte. «Rudi Michel war ein herausragender Journalist, darüberhinaus aber auch ein glänzender Botschafter des deutschen Fußballs»,sagte DFB-Präsident Theo Zwanziger auf der DFB-Internetseite. Durchseine Reportagen und Bücher, die er speziell über die 54er WM-Mannschaft von Sepp Herberger verfasst hat, bleibe er unvergessen.
Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD)würdigte den in Baden-Baden gestorbenen Michel als außergewöhnlichenSportreporter, der «uns die bewegendsten Momente» des Fußballs «inkompetenter Weise und in klaren Worten» geschildert habe.
Von 1958 bis 1982 kommentierte Michel - mit Ausnahme der Finals1970 in Mexiko und 1978 in Argentinien - alle WM-Endspiele imdeutschen Fernsehen. Berühmt wurde seine Schilderung von Geoff HurstsWembley-Tor 1966 - für den Pfälzer die «schwierigste Minute in meinerReporterlaufbahn». Durch Reportagen wie diese sei Michel «schon zuLebzeiten eine Legende geworden», meinte DFB-Generalsekretär WolfgangNiersbach. Michel selbst war vor allem stolz darauf, als jungerReporter zu einem kleinen Team von Journalisten gehört zu haben, die1954 das «Wunder von Bern» live miterlebt hatten.
«Für unsere Gesellschaft hatte diese WM einen unbeschreiblichenStellenwert. Das geisterte damals durch alle Gazetten: Wir sindwieder wer! Die Menschen hatten dadurch ein Gemeinschaftserlebnis»,sagte Michel einmal. Wie Fritz Walter ist er in Kaiserslauterngeboren, und kaum ein anderer Journalist kannte den verstorbenenKapitän der damaligen Elf so gut. «Der Fritz war mein Freund. Wirhatten einen immerwährenden Gedankenaustausch, nicht nur überFußball», hatte Michel einst ihre Freundschaft geschildert.
Dabei bedurfte es einer glücklichen Fügung, dass der am 2. August1921 geborene Michel die Laufbahn als Sportreporter einschlug. «Ichwäre so gerne Nachrichtenredakteur geworden, aber leider war keineStelle frei», hatte er in einem dpa-Interview zugegeben. So schlug esihn 1948 als Radioreporter zum damaligen Südwestfunk (SWF), dessenSportchef er 1962 wurde. Von 1954 bis zu seiner Pensionierung 1988war er bei allen Fußball-Weltmeisterschaften dabei. Auch die Tour deFrance begleitete Michel achtmal. Zudem war er ARD-Teamchef bei denOlympischen Spielen 1972 in München. «Rudi Michel war die großePersönlichkeit des deutschen Sportjournalismus», würdigte SWR-Intendant Peter Boudgoust «die Stimme des Sports in der ARD».
Seine letzte WM, die der Liebhaber klassischer Musik verfolgenkonnte, war das Heim-Turnier 2006. Für Michel, der bis zu seinem Todmit Ehefrau Ursula in Baden-Baden lebte, ein tolles Erlebnis: «Überdiese WM werden wir noch in 20 oder 40 Jahren sprechen. Für mich wardas eine Sensation: Der vor Jahrzehnten noch verpönte Fußball hat esgeschafft, in der Welt ein positives Deutschlandbild zu entwickeln.»Nicht zuletzt dieser reichhaltige Erfahrungsschatz und seine stets umSachlichkeit bemühten Kommentare machten ihn zum «Grandseigneur desdeutschen Sportjournalismus», wie ihn die «Frankfurter AllgemeineZeitung» einmal nannte. DFB-Generalsekretär Niersbach brachte es aufden Punkt: «Rudi war und bleibt ein Vorbild.»