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Mainpulationsaffäre in Italien Mainpulationsaffäre in Italien: Juventus Turin droht trotz des Titels der Absturz

Von Bernhard Krieger 14.05.2006, 16:31

Rom/dpa. - Der im Titelduell trotz seines 2:1-Sieges gegen den ASRom knapp geschlagene AC Mailand (88) erkennt Juve nicht als neuenMeister an. «Wir fordern die zwei Meistertitel, die uns zustehen»,erklärte Milan-Besitzer Silvio Berlusconi am Sonntag. «Wir sind esleid, diese Ungerechtigkeiten hinnehmen zu müssen», sagte Berlusconiund erklärte Milan zum moralischen Meister.

Unmittelbar nach dem Titelgewinn kündigte der mutmaßlicheStrippenzieher der Spielmanipulationen, Juve Manager Luciano Moggi,seinen Rücktritt und den Rückzug vom Fußball an. «Ab morgen bin ichnicht mehr Manager von Juventus und seit heute Abend ist Fußballnicht länger meine Welt», sagte Moggi und kündigte an: «Ab jetztdenke ich nur noch daran, mich gegen all die schmutzigen Sachen, dieüber mich gesagt wurden, zu verteidigen.»

Aberkennung der letzten beiden Meistertitel, Zwangsabstieg undAusschluss aus der Champions League - das immer realistischerwerdende Horror-Szenario würde Juve nach Schätzungen vonFinanzexperten über 300 Millionen Euro kosten. In Turin geht eine Ärazu Ende, der einst so mächtige Club steht vor einer Zerreißprobe.Trainer Fabio Capello scheint als einer der ersten schon auf demAbsprung zu Inter Mailand.

Während Juve nur gequält jubelte, setzten die Staatsanwälte amWochenende mit Verhören und Durchsuchungen die Jagd auf ItaliensFußball-Mafia fort. WM-Schiedsrichter Massimo De Santis wurde vomitalienischen Fußballverband (FIGC) für die Weltmeisterschaft inDeutschland zurückgezogen, während Nationaltorhüter Gianluigi Buffonweiter um sein WM-Ticket bangt.

«Ja, ich habe auf ausländische Spiele gewettet», gab der Juve-Keeper gegenüber der Staatsanwaltschaft Turin zu. Seit dem Wettverbotim Herbst 2005 habe er aber nicht mehr gespielt. Stimmt dies, würdeer mit einem blauen Auge davonkommen und wohl auch mit nachDeutschland fahren: «Ich will unbedingt zur WM», sagt Buffon.

Für die Drahtzieher der Liga-Manipulation zu Gunsten von Juveziehen die fünf Staatsanwaltschaften die Schlinge dagegen immer engerzu. Zusammen mit Juve-Manager Luciano Moggi, Juve-GeschäftsführerAntonio Giraudo, dem zurückgetretenen FIGC-Vizepräsidenten InnocenzoMazzini und den ehemaligen Schiedsrichter-Koordinatoren Paolo Bergamound Luigi Pairetto hält die Staatsanwaltschaft Neapel De Santis füreinen der Köpfe der «kriminellen Vereinigung». Das ist «allesunwahr», behauptete dagegen De Santis.

Die Fahnder sprechen vom «System Moggi», der ehemalige Präsidentdes FC Bologna, Giuseppe Gazzoni, redet offen von «Mafia». MoggisMethoden sind zweifellos mafiös: Bergamo und Pairetto, denen der FIGCebenfalls die WM-Akkreditierung entzog, habe Moggi die Schiedsrichterfür die Juve-Spiele vorgeschrieben. Die Schiedsrichter anderer Spielehätten auf Moggis Anweisungen hin gezielt Spieler mit gelben Kartenfür die nächsten Partien außer Gefecht gesetzt. So soll Moggi dieJuve-Gegner geschwächt haben.

Auch offene Gewalt gehörte wohl zum Repertoire von «LuckyLuciano». Schiedsrichter Gianluca Paparesti wurden von Moggi undGiraudo nach Juves 2:3-Niederlage bei Reggina Calcio wutentbrannt inder Kabine eingesperrt, weil der Unparteiische wohl tatsächlichunparteiisch war. Am Samstag packten Paparesti und seine damaligenLinienrichterkollegen acht Stunden lang bei der Staatsanwaltschaft inRom aus. «Hätte ich damals was gesagt, hätte ich nie wiedergepfiffen», entschuldigte sich Paparesti. Gegen den damals nochschier allmächtigen «Herrn des Balles» prüft die Staatsanwaltschaftjetzt eine Anklage wegen Freiheitsberaubung.

«Die haben uns und 40 Millionen Italiener verarscht», schimpfteInter Mailands Trainer Roberto Mancini. Die Ermittlungsbescheidegegen 41 Personen seien erst der Anfang, sagte Neapels StaatsanwaltFilippo Beatrice. «Dies ist ein Skandal ohne Gleichen, dagegen warder Wettskandal in den 80er Jahren ein Lausbubenstreich», klagteItaliens IOC-Mitglied Mario Pescante. Man empfinde «tiefen Ekel» überden Fußballskandal, ließ sogar der Vatikan in ungewohnt scharfenWorten durch seine Zeitung «L'Osservatore Romano» verlauten.

Auch die Regierung ist entsetzt und wird am Dienstag einenkommissarischen Leiter an die Spitze des führungslosenFußballverbandes bestellen. Gerüchte, wonach auch NationaltrainerMarcello Lippi in den Skandal verstrickt sei, bewahrheiteten sichnicht. Bestätigt wurde dagegen, dass nun auch der AC Mailand insVisier der Staatsanwaltschaft Neapel geraten ist. «Wir sind aber nurdie Opfer», hieß es in Mailand.