Leichtathletik-WM Leichtathletik-WM: Helsinki erwartet Sportler aus 209 Nationen

Helsinki/dpa. - Die wenigen Trümpfe müssenaber stechen, um die WM-Bilanz von Paris 2003 (1 Silber/3 Bronze) zuübertreffen. Doch das kleinste DLV-Team seit der Wiedervereinigungwird auch bei der Jubiläums-WM nur kleine Brötchen backen.
Helsinki sagt tervetuloa - herzlich willkommen: 22 Jahre nach derWM-Premiere ist die finnische Metropole wieder der Nabel derLeichtathletik-Welt. Rund 1900 Athleten aus 209 Ländern streiten biszum 14. August an den neun Wettkampftagen in der finnischenHauptstadt um die Medaillen. Rund 7,3 Millionen Dollar zaubert derWeltverband IAAF aus dem Prämientopf: Jeder Einzelweltmeisterkassiert 60 000 Dollar, für einen Weltrekord gibt es 100 000 extra.
Der Kartenverkauf für die 47 Entscheidungen (24 Männer/23 Frauen)im modernisierten Olympiastadion von 1952 hat kurz vor dem WM-Startstark angezogen, das weltweite Interesse am drittgrößten Sport-Spektakel nach Olympia und Fußball-WM ist enorm. 28,5 Millionen Eurokostet die WM. Live-Bilder sollen in 192 Länder gesendet werden - daswäre ein TV-Rekord. ARD und ZDF wechseln sich in der täglichenBerichterstattung ab; Eurosport berichtet 60 Stunden live. SeineWM-Premiere erlebt der 3000-m-Hindernislauf der Frauen.
DLV-Präsident Clemens Prokop drückte sich vornehm um riskanteVoraussagen. «Ich habe von Paris gelernt und halte mich diesmal mitMedaillenprognosen zurück», sagte der 48-Jährige. Prokop hatte vorder WM 2003 von «fünf bis acht Medaillen» gesprochen - mit vierPlaketten und ohne Weltmeister reiste die ehemaligeLeichtathletik-Großmacht aus der französischen Metropole ab. Vier MalEdelmetall hält Prokops Vorgänger Helmut Digel auch diesmal fürrealistisch. «Was darüber hinaus kommt, wäre eine schöneÜberraschung», meinte der IAAF-Vizepräsident.
Athleten aus 42 Nationen hatten vor zwei Jahren Medaillenglanzverbreitet - diese Zahl wird sich nach Meinung Digels noch einmalerhöhen. Der DLV-Ehrenpräsident erwartet «wieder einen Zweikampfzwischen Russland und den USA» um die Spitze in der Nationenwertung.«China wird eine wichtige Rolle spielen - wenn auch noch keineHauptrolle. Aber die Chinesen sind im Kommen!»
«Die Globalisierung der Leichtathletik hat die Konkurrenzsituationverschärft», erklärte Jürgen Mallow, der Leitende Bundestrainer imDLV. Drei Tage vor dem WM-Start stand kein deutscher Athlet an derSpitze einer Weltrangliste, drei starke Frauen fanden sich zumindestauf Medaillenplätzen: Speerwurf-Hoffnung Steffi Nerius (Leverkusen),Kugelstoßerin Nadine Kleinert (Magdeburg) und Diskus-Ass FrankaDietzsch (Neubrandenburg). Nerius und Kleinert hatten in Athenjeweils Olympia-Silber gewonnen - das war's dann aber auch.
Prokop hat sogar noch drei weitere Medaillenkandidaten auf demZettel. «Wenn alles optimal läuft», könnte Kugelstoßer Ralf Bartels(Neubrandenburg) gleich am Samstag für einen Paukenschlag sorgen,Hürdensprinterin Kirsten Bolm (Mannheim) ist mehr als ein Geheimtipp.Und der unverwüstliche Tim Lobinger? «Da ist alles drin, sogar Gold,aber auch ein Scheitern im Vorkampf», meinte der DLV-Chef. Das«Leichtathletik-Magazin» prognostizierte sechs Medaillen.
Diskus-Recke Lars Riedel (Chemnitz) und seine DisziplinkolleginFranka Dietzsch haben die Koffer für ihre achte Weltmeisterschaftgepackt - das ist ein «Weltrekord», den sie sich nur mit ganz wenigenAthleten teilen müssen. Zum Beispiel mit Jan Zelezny. TschechiensSpeerwurf-Legende musste wegen einer Verletzung absagen; Helsinkiwäre seine neunte Weltmeisterschaft gewesen.
Doch Zelezny ist nicht der einzige große Champion, der dasWM-Jubiläum verpasst: Abgesagt haben unter anderen auch100-m-Weltrekordler Asafa Powell (Jamaika), die Doppel-OlympiasiegerHicham El Guerrouj (Marokko) und Kelly Holmes (Großbritannien),Schwedens Dreisprungkönig Christian Olsson sowie dieParis-Weltmeister Jana Pittman (Australien/400 m Hürden), HestrieCloete (Südafrika/Hoch) und Swetlana Feofanowa (Russland/Stabhoch).