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Leichtathletik-WM 2005 Leichtathletik-WM 2005: Berlin mit WM-Bewerbung gescheitert

Von Peter Juny 14.04.2002, 14:51
Der finnische Präsident des
Der finnische Präsident des AFP

Nairobi/Berlin/dpa. - Die deutsche Hauptstadt hat kein Glückmit Großveranstaltungen des Weltsports und musste bei der Vergabe derLeichtathletik-Weltmeisterschaften 2005 einen erneuten Tiefschlageinstecken. Nachdem das vereinte Berlin am 23. September 1993 mit derOlympia-Bewerbung für 2000 ein Desaster erlebt hatte, fiel diedeutsche Hauptstadt auch im Rennen um die 10. Titelkämpfe durch. DasCouncil des Weltverbandes IAAF entschied sich am Sonntag auf seinerSitzung in Nairobi für Helsinki, das bereits bei den erstenTitelkämpfen 1983 Gastgeber war und nun auch die von Londonzurückgegebenen Jubiläums-Meisterschaften durchführt.

Das teilte IAAF-Präsident Lamine Diack (Senegal) nach derEntscheidung in vier Wahlgängen mit. Moskau, Brüssel und Rom, WM-Gastgeber 1987, waren nacheinander in den drei ersten Durchgängen mitden wenigsten Stimmen ausgeschieden, ehe Helsinki die absoluteMehrheit der 27 Stimmen erhielt. Die genauen Zahlen, auch nicht fürBerlin und Budapest wurden in diesem Wahlgange nicht bekannt gegeben.«Es ist klar, dass die Vorgänge um das ISTAF uns nicht geholfenhaben», meinte Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereitenttäuscht. Bei der IAAF war ein gefälschtes Fax über das Aus und dieInsolvenz des zur Golden League zählenden Meetings eingegangen, dasmit 500 000 Euro verschuldet ist und von einer neuen ISTAF-Gesellschaft gerettet werden soll.

Die Entscheidung für Helsinki habe laut Wowereit viele Mitgliederdes Councils überrascht. «Aber aufregen hilft nicht. Ich glaubeHelsinki hat fair gespielt», fügte er hinzu. Am Vorabend derEntscheidung waren in Kenias Hauptstadt Wahlkampfzettel verteiltworden.

Wowereit hatte zusammen mit dem Präsidenten des DeutschenLeichtathletik-Verbandes (DLV), Clemens Prokop, die Hauptstadt-Bewerbung präsentierte. Die zweifache Weitsprung-Olympiasiegerin undWeltmeisterin Heike Drechsler überbrachte die Einladung an Athletenund Betreuer. Berlin war als fünfter Kandidat vor Helsinki an derReihe. Rom musste als erster in den «Bewerbungsring». Berlin wollesich laut Wowereit die Option für weitere Bewerbungen offen halten.

Auch DLV-Präsident Prokop war sichtlich geknickt: «Gratulationan Helsinki. Es ist schade, dass wir es nicht geschafft haben. Fürkünftige Bewerbungen müssen wir unsere Lehren daraus ziehen.» ImGegensatz zu denen, die in Berlin den Favoriten sahen, sieht sichKarl-Heinrich Lebherz, Präsident des WürttembergischenLeichtathletik-Verbandes in seinen Befürchtungen bestätigt. «Es wärebesser gewesen, mit München oder Stuttgart anzutreten. Ich verhehlenicht, dass allzu viele Altlasten von Berlin mit der Bewerbungeinhergegangen sind. Das konnte nicht gut gehen.»

IAAF-Vizepräsident Helmut Digel bewertete die BerlinerPräsentation mit dem rekonstruierten Olympiastadion, das nach seinerFertigstellung 76 000 Zuschauern Platz bietet und Endspielort bei derFußball-WM 2006 sein wird, als «sehr beeindruckend». Man müsse dasErgebnis «sportlich fair hinnehmen», denn Finnland habe auch einegroße Tradition in der Leichtathletik und mit einer interessantenBewerbung verstanden, kleine Nationen in Afrika und Südamerikaanzusprechen. Beispielsweise sprach sich der vierfache 10 000-Weltmeister und Weltrekordläufer Haile Gebrselassie in einem Videofür Helsinki aus.