Leichtathletik Leichtathletik: Stabhochspringer Otto ist der Gejagte
Stuttgart/Birmingham/dpa. - Eigentlich wollte Björn Otto Pilotwerden - und Fliegen ist heute auch sein schönstes Hobby. Er holtsich den Kick beim Paragliding, baut leidenschaftlich gerneModellflugzeuge und schraubt sich mit den Füßen voran in luftigeHöhen. Als Stabhochspringer hat der 29-Jährige seine Flugkünsteperfektioniert. Mit 5,90 Metern ist Otto derzeit der Überflieger derinternationalen Leichtathletik-Szene. Bei den Hallen-Europameisterschaften am Wochenende in Birmingham gilt er als dereinzige deutsche Titelkandidat und ist erstmals in seiner Karriereder Gejagte. «Das wird knallhart», sagte der Athlet vom LAV BayerUerdingen/Dormagen.
Otto fürchtet vor allem die Ausscheidung am Freitag mitmöglicherweise nur einer Gruppe von 29 Teilnehmern. «Wir müssen unsauf sechs Stunden Qualifikation einstellen. Das gab es meiner Ansichtnach noch nie», betonte der deutsche Hallen-Meister in einemInterview der Zeitschrift «Leichtathletik».
Ottos härteste Konkurrenten kommen weitgehend aus dem eigenenLager: Der Leverkusener Danny Ecker liegt mit 5,82 Meter hinter ihmauf Rang zwei in der Weltbestenliste. Zudem kann Tim Lobinger (Köln),der in diesem Winter allerdings erst 5,75 Meter übersprang, zumdritten Mal nach 1998 und 2002 Hallen-Europameister werden. Vor neunJahren in Valencia standen gleich drei deutsche Stabartisten auf demTreppchen: Lobinger, Michael Stolle und Ecker. Der Russe Igor Pawlowund der Ukrainer Oleksandr Korchmid haben sich allerdings mit 5,80Meter ebenfalls für Birmingham empfohlen.
«Von der Höhe her bin ich der Favorit, aber ich versuche den Druckvon mir abzuweisen», sagt Otto, der nach seinem 5,90-Meter-Sprung vonden Hallen-Meisterschaften in Leipzig in den Peking-Kader desDeutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) aufgenommen worden ist.«Björn Otto ist gut drauf und springt konstant. Ich würde michwundern, wenn er keine Medaille gewinnen würde», sagt der SchwabeFabian Schulze, der als weltweit drittbester Stabhochspringer imNominierungsstreit das Nachsehen gegen Tim Lobinger hatte.
«Ich bin schlagbar wie alle, aber im Moment ist es sehr schwergegen mich», glaubt Otto. Von einem würde sich der Studenten-Weltmeister äußerst ungern bezwingen lassen - von Lobinger. Zwischenbeiden herrscht Eiszeit, was mit einer Geschichte vom Ende dervorigen Freiluft-Saison zusammenhängt: Damals vermasselte Otto mitseinem Sieg beim Meeting in Elstal Lobinger eine Prämie von 25 000Euro, die der Vize-Europameister für seinen vierten Erfolg im DKB-Cuperhalten hätte. Lobinger warf daraufhin Otto mangelnden Teamgeistvor. In Leipzig wurde Otto zwar kurz von Lobinger umarmt, bei derPressekonferenz würdigten sich die beiden jedoch keines Blickes. «Sowie es vorher war, wird das Verhältnis wohl nicht wieder», meintOtto, der das Thema «nicht weiter aufkochen will».
Seinen Höhenflug kann der gebürtige Frechener selbst nicht sorecht erklären. Jahrelang galt der Biologiestudent als Hallen-Spezialist, der auf Schwingboden gut zurecht kam. Er habe das «eineoder andere im Training umgestellt», sagt der Schützling von MichaelKühnke. «Ich bin auf einem ganz guten Weg, auch was den nächstenSommer betrifft.» Der frühere Bundestrainer Leszek Klima sagt gar:«Nur Sergej Bubka hat höher am Stab gegriffen als Björn.»
Internet: www.bjoern-otto.de