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Leichtathletik Leichtathletik: Sprinter Goebel denkt nicht an Profikarriere

Von Rüdiger Fritz 02.07.2001, 20:12

Stuttgart/MZ. - Goebel, der 19-jährige Abiturient, erkenntan sich noch nicht irgendwelche Macken "außervielleicht meinem unheimlichen Biss im Wettkampf".

Sein Laufstil wirkt noch etwas ungelenk, wasmit an seiner Größe von etwa zwei Metern liegt."Bei der Musterung wurde ich mit exakt zweiMetern gemessen. Da hat jemand zu mir gesagt,so groß würde ich nie und nimmer sein. Dasist mir auch egal. Hauptsache, ich bin schnell",lässt Goebel auch Lockerheit erkennen. Dazugehört solch ein Spruch von ihm wie kurz nachseinem Meisterschafts-Sieg: "Mein Abitur istmir zehn Mal mehr wert als der deutsche Meistertitel."

Die Maximalgeschwindigkeit sei Tim's Stärke,erklärt Trainer Benno Eicker. Bevor der langeKörper aber richtig in Fahrt kommt, vergehen30 Meter. Dort beginnt für ihn gewissermaßenerst das 100-Meter-Rennen. In einem besserenStart und dem Stehvermögen sieht Goebel diemeisten Reserven.

Nach dem verkürzten Training vor dem diesjährigenAbitur habe er sich am "Hintern packen undziehen lassen müssen", spricht der Sprintervon Rückständen. Von der Lust am schnellenLaufen will er sich aber nicht zu einer reinenProfikarriere verleiten lassen. Er kann zwarnoch keinen Berufswunsch nennen, aber einessteht für ihn fest: "Es wäre todlangweiligfür mich, im Bett liegend auf das nächsteTraining zu warten."

Während Tim Goebel seinen Aufwärtstrend ungebremstfortsetzen konnte, musste die ebenso ambitionierteSprint-Juniorenweltmeisterin Sina Schielkeeinen Dämpfer einstecken. Ihre traurigen Augenschienen nicht recht wahrhaben zu wollen,dass sowohl über 100 als auch 200 Meter jeweilszwei Läuferinnen schneller als sie waren.Außer Doppelmeisterin Gabi Rockmeier musstesie über 100 Meter auch der Ex-EuropameisterinMelanie Paschke den Vortritt lassen.

Das Comeback der Deutschen Meisterin der Jahre1993 bis 1996 nach einer Babypause trug fürviele überraschende Züge. Aber Melanie Paschkearbeitet mit ihrem Lebenspartner Andre Ernst,mit dem sie in Salzgitter wohnt, jedoch weiterfür den TV Wattenscheid startet, seit demWinter auf den WM-Start in Edmonton hin. Mit11,24 Sekunden unterbot sie über 100 Meterdie Norm und verdankt diese Zeit auch demTraining mit dem Hallenser Ernst, der alsfast 34-Jähriger für den 1. LAC Dessau Meisterschafts-Fünfterüber 100 Meter geworden war.

Vielleicht wächst ein Sprinttalent heran,dass jetzt noch dabei ist, das sichere Laufenzu erlernen - Antonia, die 16 Monate alteTochter von Melanie Paschke und Andre Ernst.Die junge Mutter hat jedenfalls eine "wahnsinnige"Eignung erkannt: "Die Kleine geht jetzt schonab wie Schmidt's Katze."