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Leichtathletik-EM Leichtathletik-EM: EM-Zuschauer haben sich Gold verdient

Von Martin Kloth und Ulrike John 09.08.2002, 13:47
Die deutschen Fans bei den Europameisterschaften
Die deutschen Fans bei den Europameisterschaften dpa

München/dpa. - Erstmals bliebenam Donnerstagabend die 48 500 in der ausverkauften Arena trocken -und sorgten mit der Anfeuerung aller Athleten für eine tolleStimmung. München versprühte olympischen Geist, der auch den fünfdeutschen Bewerberstädten für 2012 - Düsseldorf, Frankfurt/Main,Hamburg, Leipzig und Stuttgart - Auftrieb verleihen wird.

Was die Olympia-Macher freute, rührte die Sportler. «Als ich indie Arena kam, hatte ich fast Tränen in den Augen», sagte derDreisprung-Zweite Charles Friedek. Ähnliches fühlte Steffi Nerius,die Silber im Speerwurf gewann: «Die Atmosphäre war gigantisch, dahabe ich weiche Knie bekommen. Ich musste erstmal wieder Pepp in dieBeine kriegen.» Beeindruckt war auch Rüdiger Nickel, Vize-PräsidentLeistungssport im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV). «Ich habenicht geglaubt, dass die Zuschauer so viel ausmachen können. Jetztbin ich überzeugt, dass sie den letzten Kick geben können.»

Die Fans hatten es wirklich nicht leicht: Immer wieder wurden siein den ersten EM-Tagen von wolkenbruchartigen Regengüssenüberschüttet. Der Applaus wurde nicht selten im Ansatz erstickt, weildie Besucher ihre Regenschirme festhalten mussten. Wenigstens habendie Organisatoren inzwischen die Akustikprobleme behoben. Bei derEröffnungsfeier waren die Reden kaum zu verstehen. Inzwischen sindauch die Innenrauminterviews mit den deutschen Stars für alle zuhören.

«Die Stimmung ist sogar aus dem Stadion auf die Streckegeschwappt», staunte Geher Andre Höhne, der wegen der Regenfluten aufAnfeuerungen auf dem Zwei-Kilometer-Rundkurs verzichten musste. DieWeitsprung-Achte Sofia Schulte und 400-m-Shooting-Star Ingo Schultzschwärmten wie Breuer von der «Gänsehaut-Atmosphäre». Grit Breuerwollte gar ein Stück von ihrer Silbermedaille an die Zuschauerabgeben.

Jeder deutsche Teilnehmer wird mit einem lauten Aufschreibegrüßt. Selbst Altmeister Dieter Baumann, der normalerweise in einem«Tunnel» läuft, spürte «eine Symbiose» mit dem Publikum. «500 m vorSchluss meines Rennens war so ein Donnergrollen in meinen Ohren»,sagte der Vize-Europameister über 10 000 m.

Immer wieder rollt «La Ola» durch die bei der EM 48 500 Personenfassende Arena. Viele Experten sind sich einig: Das Publikum kann esdurchaus mit den Fans bei der Weltmeisterschaft 1993 in Stuttgartaufnehmen, die in der Szene als Maßstab gelten und später dafür vonder UNESCO einen Fairnesspreis bekamen.

Zum Wochenende rechnet das Münchner Organisationskomitee um denVorsitzenden Helmut Digel wieder mit einem ausverkauften Haus. Biszum Donnerstagabend waren nach offiziellen Angaben schon über 154 000Besucher gekommen. «Insgesamt habe ich auf 200 000 Besucher gehofft»,erklärte Wilfrid Spronk, Chef der Olympiapark München GmbH, «wenn wirehrlich sind, hat niemand mit einem derartigen Erfolg gerechnet.»