Leichtathletik Leichtathletik: Carolina Klüft erobert die Siebenkampf-Welt
Götzis/Österreich/dpa. - Sie winkt und jubelt und flirtet bei jeder Gelegenheit. Nach ihrer Jahresweltbestleistung von 6602 Punkten am Sonntag im österreichischen Götzis wird die schwedische Siebenkämpferin Carolina Klüft wieder einmal von Fotografen umzingelt und genießt die Aufmerksamkeit sichtlich. «Ich bin doch nur ein kleines Mädchen in einer großen Welt», kokettiert die blonde Athletin aus Växjö bei Interviews.
Für den internationalen Siebenkampf, der lange Zeit von relativ emotionslosen Sportlerinnen wie der Ex-Weltmeisterin Sabine Braun (Wattenscheid) geprägt wurde, ist die 20-jährige Europameisterin ein Glücksfall. Denn Carolina Klüft zeigt Gefühle. Und sie wirkt ehrlich. Deshalb muss auch das Fernsehen manchmal warten. Als eine Schar Kinder Autogrammwünsche äußert und das ORF gleichzeitig zu einem Interview bittet, meint sie kess: «Erst die Kinder, dann das Fernsehen.»
In Schweden sollen inzwischen kleine Mädchen mit dem Mehrkampf angefangen haben, nur weil sie Carolina Klüft gesehen haben. Darauf ist die 1,78 Meter große Modellathletin stolz. «Ich freue mich, wenn ich dem Siebenkampf zu mehr Popularität verhelfen kann. Denn ich liebe meinen Sport.» Das Motto der Schwedin: «Ich will Spaß und ich habe Spaß - auch beim Wettkampf. Und ich mache das alles nur für mich und für niemanden anderen. Wenn das nicht mehr der Fall wäre, würde ich morgen aufhören.»
Unbekümmert zaubert Carolina Klüft Bestleistungen am laufenden Band hervor. Die Grundlagen legt sie im Gruppentraining. Doch das Bewegungstalent setzt nicht nur auf Sport: Sie will ihr Geschichtsstudium in jedem Fall durchziehen. Ihr großer Traum sind die Olympischen Spiele in Athen. «Aber ich denke nicht an Medaillen und Punktzahlen, sondern an Reisen, Abenteuer und Fun», behauptet sie.
Nur ein Thema nimmt die Siegerin von Götzis bitterernst. Die Diskussionen, den Zehnkampf bei den Frauen einzuführen, bringen sie auf die Palme. «Das würde unseren Sport kaputtmachen. Wenn der Zehnkampf kommt, bin ich weg», kündigt sie mit blitzenden blauen Augen an. In Funktionärskreisen sollte man sich deshalb gut überlegen, ob man das riskieren will.