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Leichtathletik Leichtathletik: Busemann will einfach nicht aufhören

Von Ulrike John 16.06.2002, 14:23
Zehnkämpfer Frank Busemann bereitet sich beim DLV-Mehrkampf-Meeting am Samstag (15.06.2002) in Ratingen auf den Kugelstoßwettbewerb vor. Busemann gab wegen einer Achillessehnenverletzung nach dem Kugelstoßen auf. Der Olympia-Dritte von 1996, der in den vergangenen Jahren immer wieder ausfiel, erklärte daraufhin seine Saison für beendet. Damit fehlt der Leverkusener auch bei den Leichtathletik-Europameisterschaften im August in München.
Zehnkämpfer Frank Busemann bereitet sich beim DLV-Mehrkampf-Meeting am Samstag (15.06.2002) in Ratingen auf den Kugelstoßwettbewerb vor. Busemann gab wegen einer Achillessehnenverletzung nach dem Kugelstoßen auf. Der Olympia-Dritte von 1996, der in den vergangenen Jahren immer wieder ausfiel, erklärte daraufhin seine Saison für beendet. Damit fehlt der Leverkusener auch bei den Leichtathletik-Europameisterschaften im August in München. dpa

Ratingen/dpa. - «Wer so viele Verletzungen hat, wirdirgendwann resignieren. Ich würde ihm raten, den beruflichen Weg zugehen», meinte der Ex-Weltrekordler.

Franz-Josef Busemann hatte seinen Sohn bereits im vergangenen Jahrvergeblich versucht, zu überzeugen, dass es besser sei, Schluss zumachen mit der Quälerei. Inzwischen ist er auch nicht mehr seinTrainer, und am Samstag war er nicht mal Zuschauer beim DLV-Mehrkampf-Meeting. «Er kann mich nicht mehr leiden sehen», sagteFrank Busemann, dessen Mutter mit zusammengepressten Lippen und denTränen nahe an der Bande stand. Seine Freundin Katrin Rohde übernahmwieder einmal die geübte Rolle der Trösterin.

Der Pechvogel selbst wirkte in seiner deprimierten Verfassung fastschon routiniert und räumte ein: «Ich bin überrascht, wie nüchternich das verarbeite.» Diesmal war es die Achillessehne, die Busemannstoppte. Die Beschwerden waren bereits vor vier Wochen aufgetretenund brachen beim Weitsprung wieder auf. «Das sind Schmerzen, mitdenen ich nicht fertig werde. Ich weiß auch nicht, warum dieVerletzungen immer zu mir kommen», klagte Busemann und räumte ein,«dass ich Schiss hatte, dass die Sehne reißt».

Bundestrainer Claus Marek befürchtet, dass der WM-Dritte von 1997Arthrose im Sprunggelenk hat. Abgesehen davon ist Busemanns linkerEllenbogen, in dem im vergangenen Jahr in Ratingen der Muskel riss,dauerhaft geschädigt. «Ach ja», sagte er, «einen Leistenbruch habeich auch noch im Angebot.» Jetzt steht die sechste Operation seinesSportlerlebens an.

Die Europameisterschaften im August in München kann Busemannjedenfalls abschreiben. Seit seinem 3. Platz bei der WM 1997 in Athenhat er nur eine internationale Meisterschaft bestritten - alsSiebtplatzierter in Sydney 2000. «Man könnte heulen», meinte DLV-Präsident Clemens Prokop: «Frank Busemann wäre bei der EM dieKultfigur für den Zehnkampf gewesen.» Dass dem sympathischen Sportlernoch einmal ein Comeback gelingt, ist für den Verbandschef «nichtausgeschlossen, aber das wird ein schwerer Weg». Ob es Sinn macht, esnochmal zu versuchen, wurde auch Marek gefragt. «Das muss er selbstentscheiden», äußerte sich der Bundestrainer ungewohnt diplomatisch.

«Die reden bei mir gegen eine Wand», wehrte sich Busemann gegenalle wohlgemeinten Ratschläge. Der gelernte Bankkaufmann, der seinBWL-Studium derzeit auf Eis gelegt hat, setzt eisern weiter auf dieKarte Zehnkampf: «Nächsten Winter in der Hallensaison greife ichwieder an.»