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Landesentwicklungsgesellschaft Landesentwicklungsgesellschaft: Für Anliegerkommunen ein Tanz auf dem Vulkan?

Von Heike Grützmann 06.08.2001, 15:52

Wiehe/MZ. - Die Landesentwicklungsgesellschaft wird die "Hohe Schrecke" nicht los. So sieht es zumindest nach der ersten Ausschreibung für das Los Nummer 1 aus. Ein Erfolg für die Anliegerkommunen, die Angst um die weitere Entwicklung eines naturnahen und sanften Tourismus in ihrer Region haben? Rund 3 700 Hektar des insgesamt rund 6 000 Hektar großen Areals der "Hohen Schrecke" sollen im Auftrag der Thüringer Landesregierung unter den Hammer kommen (die MZ berichtete).

Für das erste Los, das knapp 1 100 Hektar umfasst und von den Orten Oberheldrungen, Hauteroda, Donndorf und Nausitz begrenzt wird, konnten von April bis Juli Angebote und Bewirtschaftungskonzepte abgegeben werden. Der Orientierungspreis lag bei 16 Millionen Mark. "Und das war schon der unterste Wert laut Verkehrswertgutachten", sagt Michael Adam, Pressesprecher der LEG in Erfurt. Nach Ausschreibungsende hätten jedoch so wenig Gebote vorgelegen, dass sich die LEG entschloss, das Verfahren abzubrechen. "Ein Angebot lag bei drei Millionen Mark. Eine Naturschutzorganisation wollte uns für das gesamte zu verkaufende Gebiet, also für rund 3 700 Hektar, insgesamt nur 14 Millionen zahlen", so Adam auf Anfrage der MZ. "Als Begründung für die niedrigen Gebote hören wir von potenziellen Käufern immer wieder, dass die BVVG (Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH) Wälder zu ganz anderen Konditionen verkaufe. Aber wir können Vermögen nicht verschleudern.

Das kann auch nicht im Interesse der Anliegerkommunen sein", begründet Adam den Entschluss seiner Gesellschaft. Und deshalb liegt die "Hohe Schrecke" jetzt erstmal auf Eis. Es werde überlegt, eine neue Ausschreibung zu starten. "Vielleicht gleich nach den Ferien. Vielleicht beobachten wir aber auch erstmal den Markt und warten auf einen günstigeren Zeitpunkt", so der Pressesprecher. Tanzen so lange die Anliegerkommunen, zu denen Wiehe, Donndorf, Beichlingen, Gehofen, Großmonra, Hauteroda, Heldrungen, Nausitz und Oberheldrungen gehören, auf dem Vulkan? "Die Hohe Schrecke ist eine wichtige Ressource für die Entwicklung eines naturverträglichen, sanften Tourismus bei uns. Wir haben ernste Bedenken, dass ein losweiser Verkauf der Waldfläche unserem Ziel entgegen steht", sagt Wiehes Bürgermeister Willi Willomitzer, Sprecher der Interessenvertretung der Anliegerkommunen.

Jetzt holt er auch die Landräte des Burgenlandkreises, des Kreises Sömmerda und des Kyffhäuserkreises mit ins Boot. Es soll kommunale Einigkeit demonstriert werden. Am 18. August treffen sich die Landräte zu einem Gespräch in der Rankestadt. "Im Chemie- und Industriedreieck Halle/Leipzig/Bitterfeld werden wir hier eines der nächstgelegenen Naherholungsgebiete sein. Unseren Tourismusplänen, z. B. der Wegefunktionsplanung, dürfen keine Steine in den Weg gelegt werden", fordert Willomitzer. Er war es auch, der im Auftrag der Interessengemeinschaft die Deutsche Wildtier Stiftung, besagte Organisation, die für das gesamte Hohe-Schrecke-Gelände 14 Millionen Mark geboten hat, ins Spiel brachte. LEG-Pressesprecher Adam sieht für die Ängste der Kommunen keinen Grund: "Das Wegerecht ist unbeschadet vom Eigentumsrecht. Das Offenhalten der Hohen Schrecke für Wanderer wird vertraglich geregelt."