Kroatien Kroatien: Austern frisch aus dem Meer
Halle/MZ. - Alles, was rot ist, ist neu." Fremdenführer Saut Albyn steht mit einer Gruppe deutscher Touristen auf der Stadtmauer in Dubrovnik, lässt seine Blicke über die Dächer schweifen und nimmt eine Frage vorweg: Wie stark ist die Weltkulturerbe-Stadt heute noch von Schäden aus dem Bürgerkrieg Anfang der 90er Jahre gezeichnet? "Äußerlich gar nicht mehr, durch viele Sanierungen höchstens positiv. Die Wunden der serbischen Beschüsse sind verheilt", sagt Albyn.
Viele Gebäude seien im Inneren allerdings noch verwaist, das Geld fehle, um sie wieder bewohnbar herzurichten. Die Museen, Kirchen und Klöster stünden aber uneingeschränkt für Besichtigungen offen.
Der Fremdenführer weist auf eine pompöse Siedlung in den Bergen gegenüber der Küste: Hier zeige sich, "wo reiche Leute aus dem Westen ihr Geld investieren." Albyn befürchtet, dass die Landschaft ernsthaft Schaden nimmt, wenn immer mehr Bettenburgen und Privathäuser gebaut werden. "Aber so ist der Lauf der Dinge", sagt der ältere Mann grummelnd.
Die Besucher aus aller Welt stört das wenig. Mehr denn je strömen heute zur "Perle der Adria". Magneten wie die zwei Kilometer lange Stadtmauer, die sich um das kulturhistorische Juwel legt, die Wehrtürme, der Onofriobrunnen in der Altstadt sowie Museen und Klöster geben ihre volle Schönheit preis. Ein Tag freilich ist viel zu wenig, um alles Sehenswerte in Dubrovnik zu erkunden. Und dennoch sollte man selbst bei einem Kurzurlaub in Kroatien einen Trip über Dubrovnik hinaus einplanen.
Mit dem Auto ist man in etwa zwei Stunden in Ston auf der Halbinsel Peljesac. Die Festung Veliki Kastio und eine ganze Armada an Befestigungsbauten geben einen imposanten Eindruck der reichen Vergangenheit Stons.
Die Gegend ist ein Geheimtipp für Liebhaber frischer Meereskost. Austern und Muscheln direkt aus dem Wasser bekommt man in Mali Ston zu günstigen Preisen nicht nur in den Restaurants an den Buchten wie zum Beispiel in der Taverna Bota. Bei Bootstouren servieren Kapitäne Seafood auch erntefrisch. Dazu fahren die Fischer mit ihren Kuttern direkt zum Ausflugskahn, die Touristen können sich selbst am Knacken der Meeresfrüchte versuchen. "Wahnsinn", sagt Christoph Dicke aus München. Ein spitzes Messer, schlitz und knack, ein Spritzer Zitrone - schon flutscht das Austernfleisch in den Mund. Wer es mag: einfach köstlich. Dazu gibt es kroatischen Wein, der ausgezeichnet schmeckt, aber in Deutschland nahezu unbekannt ist.
Neben den Gaumenfreuden dürfen sich Besucher in Ston einen Spaziergang auf der imposanten Verteidigungsmauer nicht entgehen lassen. Sie ist mit fünf Kilometern die längste in Europa. Weltweit wird sie nur übertroffen von der Chinesischen Mauer. Ausschließlich zu Fuß zu erreichen ist die hoch über dem Ort Mali Ston gelegene, 1335 erbaute Burgruine Pozvizd. Die Mühen des Marsches werden durch einen faszinierenden Blick in die immergrüne Landschaft belohnt - auf eine Region des Weines, der Salzgärten, der Oliven und der Berge.
Die gesamte Halbinsel Peljesac hängt an einem schmalen Isthmus mit dem Festland zusammen. Die Ortsteile Mali Ston und Veliki Ston liegen auf beiden Seiten dieses Nadelöhrs. Ston wurde 1996 von einem verheerenden Erdbeben erschüttert, das vor allem den Ortsteil Veliki Ston traf. Dort kann man die Bedeutung der Stadt als Tor und Wachtstadt über die gesamte Küstenschifffahrt der Region hautnah besichtigen.