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Kreiskrankenhaus Kreiskrankenhaus: Chirurgie: Patienten bleiben in Zerbst aus

15.08.2001, 19:57

Zerbst/MZ. - "Die Entwicklung ist nicht ganz zufrieden stellend", fasste Krankenhausdirektorin Gisela Richter zusammen. Vor dem Krankenhausausschuss hatte sie Bericht gegeben über die wirtschaftlichen Ergebnisse im ersten Halbjahr diesen Jahres. Demnach habe das Kreiskrankenhaus Anhalt-Zerbst zwar die bilanzierten Kosten von 50 Prozent nicht überschritten, aber auch nicht die geplanten Einnahmen erreicht. Vielmehr sei ein Rückgang der Erlöse auf 45 Prozent zu verzeichnen. Sich erheblich auf die Höhe der Einnahmen auswirken würde sich in der Abteilung Gynäkologie die um 1,5 Tage kürzere Verweildauer der Patienten, erklärte die Direktorin. Schmerzhaft sei aber vor allem der Einbruch in der Chirurgie. 22 Prozent weniger Operationen als geplant sind bislang ausgeführt. Würden aktuelle Fallzahlen auf das gesamte Jahr 2001 hochgerechnet, so werden am Jahresende von rund 9 100 Patienten nur 8 200 im Kreiskrankenhaus behandelt sein. Von den am Jahresende voraussichtlich 900 fehlenden Patienten betreffen allein 700 die Chirurgie und 120 die Innere Abteilung. Dass vor allem die Chirurgie mit einem erheblichen Patientenrückgang zu kämpfen hat, liegt eindeutig an der Schließung dieser medizinischen Abteilung am Krankenhaus-Standort Roßlau. Im Laufe der Diskussion, die sich über den rückläufigen Trend der Patienten entspann, meinte die Krankehausdirektorin: "Die Fusion kam zu einem Zeitpunkt, als die Zeit dafür nicht reif war." "Wir hatten uns aus ökonomischen Gründen entschlossen, die Standorte zu bereinigen, wir wollen vorwiegend in Zerbst operieren", verteidigte der für die Chirurgie zuständige Chefarzt Dr. Lothar Heinrich die zurückliegenden Entscheidungen. Dass der ökonomisch sinnvolle Schritt aber nicht wie erwartet von den Patienten mitgegangen werde, liege daran, dass der Patient entscheide, wo er behandelt werden möchte. In Größenordnungen würden Coswiger und Roßlauer nach Dessau gehen. "Dies trifft uns hart", stellte Heinrich fest, aber noch darauf hoffend, "dass sich die Lage bessert." Für Landrat Holger Hövelmann ist die Entwicklung schwer nachzuvollziehen. Denn das Kreiskrankenhaus biete Qualität, die medizinische Versorgung sei gesichert. Außerdem: "Wenn der Patient an den Arzt gebunden ist, müsste er mit wechseln", da die Chirurgen, die zuvor in Roßlau tätig waren, nun in Zerbst operieren. Auch der Weg zum Krankenhaus könne kein entscheidendes Kriterium sein, da Zerbst und Dessau kilometermäßig gleich weit entfernt von Roßlau liegen, denkt Hövelmann. Die Gründe, warum die Patienten nicht nach Zerbst kommen, seien psychologischer Natur. Patienten könnten nur zurück gewonnen werden, "wenn wir etwas Besonderes anbieten, in dem wir fachspezifische Sachen herholen, die nicht jedes andere Krankenhaus hat", machte sich der Zerbster Krankenhausvertreter Andreas Herms für Veränderungen am Hause stark. Diese Überlegungen, so die Krankenhausdirektorin, seien längst angestellt. "Doch dafür brauchen wir Genehmigungen vom Land." Im Bereich der Orthopädie seien diese bisher ebenso verwehrt worden, wie in anderen Fachrichtungen auch. Es werde unterstellt, kann Richter nicht nachvollziehen, dass in kleinen Abteilungen nicht in gleichem Maße Qualität erbracht werden könne wie an großen Häusern. Möglichkeiten der Veränderung eruieren, Ursachen erforschen, Schwierigkeiten hinterfragen und klären helfen, soll demnächst eine gemeinsame Runde, zu der er sich mit den Chefärzten zusammenfinden will, erklärte der Landrat. "Die Sorgen um die Zukunft des Hauses sollte man ernst nehmen."