Kinostart: 08. November Kinostart: 08. November: «Abbitte»

Hamburg/dpa. - An einem ungewöhnlich heißen Sommertag im Englanddes Jahres 1935 beobachtet die 13-jährige Briony (Saoirse Ronan) denFlirt ihrer älteren Schwester Cecilia (Keira Knightley) mit demGärtnersohn Robbie (James McAvoy). Die frühreife Briony hat geradeihr erstes Theaterstück vollendet, sie möchte Schriftstellerinwerden. Gefangen in ihrer überbordenden Fantasie interpretiert siedas Gesehene falsch und lässt bewusst zu, dass Robbie einesVerbrechens beschuldigt wird, das er nicht begangen hat.
Jäh endet die Familienidylle, Cecilia und Robbie müssen sichtrennen, Robbie wird verhaftet, später zieht er als Soldat in denZweiten Weltkrieg. Kurz vorher treffen sich die Liebenden noch einmalganz kurz und machen Pläne für ihre gemeinsame Zukunft.
Regisseur Joe Wright hat mit Keira Knightley in der Hauptrolle IanMcEwans Bestseller «Abbitte» für die Leinwand adaptiert -eindringlich, melodramatisch, packend. Über Höhen und Tiefen desmenschlichen Wesens, zwischen Schuld und Erkenntnis und durch dieKatastrophen des 20. Jahrhunderts hindurch spannt sich ein bewegendesDrama. «Abbitte» ist ein intensiv erzählter Film, der durchglaubhafte Charaktere auch über eine Länge von mehr als zwei Stundenhinweg spannend bleibt.
Die gesamte Geschichte wird von Briony erzählt und zu Papiergebracht. Dabei gibt es keine Rahmenhandlung im üblichen Sinne. DasRattern der Schreibmaschine dient als Leitmotiv, welches immer wiederaus dem Off zu hören ist und manchmal in die Geräusche der Handlung,manchmal auf eindringliche Weise in den sonst sehr melodischenSoundtrack von Dario Marianelli übergeht.
Oft liegt der Fokus auf der Mimik der Charaktere, und eigentlichleise Geräusche wie Atmen oder das Knistern einer abbrennendenZigarette sind überlaut zu hören. Seinen Höhepunkt erlebt dieser Stilin einer Szene am Strand von Dünkirchen, von dem Tausende Soldatenevakuiert werden sollen. Ohne einen einzigen Schnitt sind minutenlangdie Eindrücke zu sehen, die auf Robbie während eines Rundgangs überdie Szenerie einwirken.
Regisseur Joe Wright («Stolz und Vorurteil») griff für die Rolleder Cecilia erneut auf Keira Knightley zurück, diesmal jedoch ineiner ungewohnt ambivalenten Rolle. Zwar spielt sie wieder einMädchen aus der englischen Oberschicht, das sich, wie schon in «Fluchder Karibik», in einen einfachen jungen Mann (überzeugend: JamesMcAvoy) verliebt. Doch diesmal kämpft sie gegen ihre Gefühle an undhat Schwierigkeiten, ihre anerzogene Arroganz abzulegen. Es istungewohnt, Knightley in einer manchmal unsympathischen Rolle zusehen. Keira Knightley meistert diese Herausforderung problemlos,ihre Cecilia sprüht nur so vor Leben.
Die Figur der Briony, eigentlich Protagonistin, bleibtzurückhaltend inmitten der dramatischen Ereignissen um sie herum -sie ist immer mehr Erzählerin als Teil der Handlung. Briony wird imLaufe der Geschichte von drei Schauspielerinnen verkörpert. Währenddie 15-jährige Saoirse Ronan die junge, in sich zurück gezogene undzutiefst verwirrte Briony auf eindringliche Weise verkörpert undVanessa Redgrave der alten Briony endlich einen liebenswerten Zugverleiht, fehlt es Romola Garai als 18-Jähriger ein wenig anGlaubwürdigkeit.