Keine kostenlose Reisestornierung nach Anschlag
Mainz/dpa. - Trotz der jüngsten Bombenanschläge in Istanbul können Urlauber eine Türkei-Reise nicht kostenlos stornieren. Ein einzelner Terroranschlag ist keine höhere Gewalt, die eine kostenlose Stornierung rechtfertigt.
Diese Auskunft gibt Karin Gahmig, Reiserechtsexpertin bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz in Mainz. Die Touristengebiete in der Süd-Türkei seien nicht betroffen, und auch wer eine Türkei-Rundreise mit Stopp in Istanbul gebucht habe, könne nicht kostenlos von der Reise zurücktreten.
«Erst wenn das Auswärtige Amt vor einer Reise warnt, ist das höhere Gewalt», erklärte Gahmig. Derzeit rät das Auswärtige Amt (AA) in Berlin Istanbul-Reisenden jedoch nur zu erhöhter Vorsicht. Urlauber, die eine reine Istanbul-Reise gebucht haben, könnten bei ihrem Veranstalter aber anfragen, ob es die Möglichkeit einer kostenlosen Umbuchung gibt, so Gahmig.
Am Sonntagabend waren in einer belebten Straße im europäischen Teil Istanbuls zwei Bomben explodiert. Bei dem Anschlag kamen mindestens 16 Menschen ums Leben, 154 wurden verletzt. Die Sicherheitsbehörden gingen von einem Anschlag der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK aus. Einem Zeitungsbericht zufolge wies diese jedoch jegliche Verantwortung für den Terroranschlag von sich.
Trotz der jüngsten Anschläge sieht der Türkeiexperte Udo Steinbach in den Touristenregionen keine Gefahr für Urlauber. «In der Türkei an den Strand zu fahren, ist sicher. Ich denke, das kann man so sagen», erklärte Steinbach, der bis zu seiner Pensionierung das GIGA-Institut für Nahoststudien in Hamburg leitete. Es sei sehr unwahrscheinlich, dass in den Tourismusregionen eine Bombe hochgeht. Diese Gebiete seien zudem für die Sicherheitskräfte weitaus besser zu kontrollieren, als beispielsweise eine Großstadt wie Istanbul.
Dort war es schon in der Vergangenheit zu Anschlägen gekommen. Deshalb gebe es ein gewisses Risiko, «gleichwohl würde ich sagen, Istanbul ist relativ sicher», so Steinbach. Anders sehe es in der Osttürkei aus. «Ich würde nicht in den Osten reisen.» Auch das AA rät dringend von Reisen in die östlichen Provinzen der Türkei ab, insbesondere nach Hakkari, Sirnak, Mardin, Siirt, Van, Agri und Igdir. Anfang Juli wurden drei Deutsche am Berg Ararat von Personen entführt, die sich als Kämpfer der PKK ausgaben. Es bestehe die Gefahr, dass Deutsche, insbesondere Individualreisende, in diesen Provinzen Opfer von Anschlägen, Überfällen und Entführungen durch PKK-Terroristen werden könnten, so das Auswärtige Amt.
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