Kegeln Kegeln: Zerbst begräbt den Traum von der Champions League
HALLE/MZ. - Das Vorzeige-Team aus Sachsen-Anhalt ist nämlich ab Januar von allen internationalen Wettbewerben ausgesperrt. Auch aus der Champions League, wo es im Sommer noch ein packendes Finale gegen den späteren Sieger Victoria Bamberg gab.
Die Zerbster sind am Wochenende zusammen mit allen anderen deutschen Spitzenvereinen in einem aberwitzigen Streit (MZ berichtete) und ohne eigenes Verschulden endgültig in der Verliererecke gelandet. Es ging um ein neues Spielsystem, das der Weltverband international durchsetzte. Der Deutsche Kegler-Bund (DKB) lehnt das ab, drohte einerseits mit Austritt, akzeptierte andererseits aber das System für die Bundesliga-Spiele.
"Ich habe wie ein Löwe für den Verbleib im Weltverband gekämpft", sagt DKB-Präsident Dieter Prenzel. Er selbst hatte nach endlosen Vermittlungsversuchen auf der entscheidenden Präsidiumssitzung am Wochenende den Antrag gestellt, den Austritt rückgängig zu machen, wurde aber von den Landesverbänden mit 5:4 überstimmt. Die Konsequenz: Deutschland hat sich damit international selbst isoliert und ist bei Titelkämpfen mit dem Nationalteam und auf Vereinsebene nicht mehr startberechtigt.
"In den verbleibenden zweieinhalb Wochen ist der Präsidiumsbeschluss kaum noch zu kippen", sagt Lothar Müller, der Präsident von Rot-Weiß Zerbst. Zusammen mit den vom Austritt ebenfalls betroffenen Bambergern will er versuchen, finanziellen Schaden von den Vereinen abzuwenden. "Wir werden alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen und prüfen Schadenersatzklagen."
Zerbst befürchtet den Rückzug von Sponsoren, das Ende des Gastspiels der ausländischen Spitzenkegler Ivan Cech (Slowakei) und Boris Benedik (Slowenien) und damit einen erheblichen Qualitätsverlust in den Spielen auf nationaler Ebene. Denn: "Alle Ausländer in der Bundesliga sind mit dem DKB-Beschluss automatisch für internationale Einsätze gesperrt, weil sie in einer wilden Liga spielen, die nicht dem Weltverband angehört." Weitreichender können die Konsequenzen gar nichts sein.
Betroffen ist auch der Nachwuchs in Deutschland, der keine Möglichkeit mehr zu internationalen Vergleichen hat. Der Landesverband Sachsen wäre im kommenden Jahr Ausrichter der Junioren-Weltmeisterschaft gewesen. Alle Pläne dafür sind ab sofort Makulatur.