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Karriereende Karriereende: Abschied vom Kult-Stürmer Ulf Kirsten

Von Andreas Schirmer 14.11.2003, 17:05

Leverkusen/dpa. - «Da ist Traurigkeit dabei,es ist nicht einfach», sagt Kirsten vor dem endgültigen Adieu.

Der «Schwatte», wie ihn die Fans wegen seines dunklen Teints undder schwarzen Haare nennen, ist Profi mit Leib und Seele gewesen. Einleidenschaftlicher Kämpfer und Raubein auf dem Platz. «Ich hatte denabsoluten Willen, Tore zu machen», sagt der dreimaligeTorschützenkönig. Nur Gerd Müller (365 Tore), Klaus Fischer (268),Jupp Heynckes (220) und Manfred Burgsmüller (213) haben in derBundesliga öfter getroffen. «Seine Torquote ist sensationell. Er warein Torjäger, wie er sein muss», meint DFB-Teamchef Rudi Völler mitRespekt.

In den 90er Jahren waren es Völler und seine Stürmer-KollegenOliver Bierhoff, Jürgen Klinsmann und Karlheinz Riedle, die Kirstenin der Nationalmannschaft im Wege standen. «Ich hatte nie einenStammplatz, weil es zu meiner Zeit so gute andere Stürmer gab», sagtKirsten, «dennoch war ich bei 51 Länderspielen dabei. Darauf bin ichstolz.» Dass bei seinen Weltmeisterschafts-Teilnahmen 1994 und 1998Deutschland nicht über das Viertelfinale hinaus kam, empfindet er bisheute als Makel. «Dies liegt mir noch im Magen», so Kirsten.

Vor dem Mauerfall und seinem Wechsel nach Leverkusen 1990 hat er49 Mal für die DDR-Auswahl gespielt. Als Kirsten in der Qualifikationfür die WM 2002 von Völler zum Comeback gedrängt wurde, lehnte er ab.«Es wäre nicht einfach gewesen, mit 36 Jahren allein die Kohlen ausdem Feuer zu holen», begründet er seinen damaligen Entschluss, «unddie WM-Teilnahme wurde ja auch ohne mich geschafft».

Für Bayer-Manager Reiner Calmund ist Kirsten «der beste Einkaufaller Zeiten», dem man zu Lebzeiten «ein Denkmal» errichten sollte.Deshalb hat er Abwanderungsgedanken des Torjägers stets durchkreuzt.«Leverkusen war ein Glücksfall für mich. Vielleicht hätte ich insAusland wechseln sollen. Angebote gab es genug», sagt Kirstenrückblickend.

Seit Anfang der Saison ist Kirsten bei Bayer Co-Trainer von KlausAugenthaler. Ein Positionswechsel, der dem passionierten Kicker nichtleicht fiel. «Es fällt mir schwer, bei Torsituationen ruhig zubleiben», bekennt er. In die neue Aufgabe wolle er nun reinwachsen.«Ein Jahr möchte ich lernen, anschauen und abschauen.»

Was er momentan an Leistungen des Bundesliga-Zweiten ausLeverkusen sieht, ist vielversprechend. Da ihm selbst der deutscheMeistertitel verwehrt blieb, hofft er, wenigstens als Teil vom Ganzenauf den großen Wurf. «Vielleicht schaffe ich es als Co-Trainer, dagehöre ich ja auch dazu», sagt Kirsten, der zugleich aber warnt:«Wenn wir im Mai noch an zweiter Stelle stehen, dann können wirdarüber nachdenken. Jetzt müssen wir den Ball flach halten.»

Mit Dynamo Dresden hat er zwei Mal (1989 und 1990) die DDR-Meisterschaft und viele Fans gewonnen. Wenn er am Sonntag im mit25 000 Zuschauern ausverkauften Rudolf-Harbig-Stadion seinen letztenAuftritt hat, werden zahlreiche prominente Wegbegleiter dabei sein.In «Ulfs Dream-Team», das von Ex-Bayer-Chefcoach Christoph Daumbetreut wird, werden Bebeto, Jorginho, Zé Roberto, Völler undaktuelle Leverkusener Spieler mitwirken. Sie treten gegen die «DynamoAllstars» mit Thomas Doll, Hans-Jürgen Dörner, Torsten Gütschow undvielen anderen an. Der Erlös der Partie geht an den Dresdner Fußball.