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Jubiläum Jubiläum: Trapattoni hat mit 70 noch nicht fertig

Von Bernhard Krieger 16.03.2009, 16:23
Der italienische Fußballtrainer Giovanni Trapattoni gibt Anweisung an seine Spieler vom VfB Stuttgart (Archivfoto vom 21.08.2005). 70 Jahre und er hat noch lange nicht fertig. «Evviva» Giovanni Trapattoni! Italiens Trainerlegende präsentiert sich zu seinem 70. Geburtstag an diesem Dienstag nicht als altehrwürdiges Fußball-Denkmal. (FOTO: DPA)
Der italienische Fußballtrainer Giovanni Trapattoni gibt Anweisung an seine Spieler vom VfB Stuttgart (Archivfoto vom 21.08.2005). 70 Jahre und er hat noch lange nicht fertig. «Evviva» Giovanni Trapattoni! Italiens Trainerlegende präsentiert sich zu seinem 70. Geburtstag an diesem Dienstag nicht als altehrwürdiges Fußball-Denkmal. (FOTO: DPA) DPA

Mailand/dpa. - Nein, «Trap» sprüht immer noch vorsüdländischem Temperament und jugendlichem Tatendrang. Mit 22 Titelnist der «Maestro» einer der erfolgreichsten Fußballtrainer der Welt,einsame Spitze in Italien, nach seiner Wutrede bei Bayern Müncheneine Kultfigur in Deutschland und Irlands große WM-Hoffnung: Ein Siegim Qualifikationsspiel in zwei Wochen gegen Italien und die WM-Teilnahme 2010 in Südafrika wären für den amtierenden irischenNationalcoach die schönsten Geburtstagsgeschenke.

Erfolgreich, temperamentvoll, charmant und skurril - der Mailänderist einer der schillerndsten Trainer der Welt und in der Bundesligaunvergessen. Wegen der heftigen Kontroversen um seine als«Catenaccio» kritisierte Defensiv-Taktik und wegen seiner legendärenAbrechnung mit aufmüpfigen Bayern-Spielern im Frühjahr 1998: «Waserlauben Strunz?», «Ein Trainer ist nicht ein Idiot!», «schwach wieeine Flasche leer», schimpfte der schier explodierende «Trap» underklärte dann: «Ich habe fertig!»

Nie hatten die Italiener den Gentleman derart die Contenanceverlieren sehen und trauten ihren Ohren nicht: Weil der Name Strunzganz ähnlich klingt wie das italienische Schimpfwort «stronzo»(Scheißkerl), wurde Traps Wutrede auch in Italien der Renner. InDeutschland wurde die kreative Mischung aus italienischer Grammatikund deutschen Wörtern zum Kult. Der Perfektionist Trapattoni aberfühlte sich als Witzfigur verhöhnt, wegen seiner Schwächen imDeutschen lächerlich gemacht.

Völlig zu Recht mutmaßte Bayern-Manager Uli Hoeneß, dass derMedienhype um Trapattonis Wutausbruch den Italiener damals endgültigaus München vertrieb. «Mehr war in München nicht möglich, auch weilich sprachlich limitiert war», räumte Trapattoni einmal ein. InDeutschland erlebte er zwei der größten Demütigungen seiner Karriere.Nach dem Bayern-Engagement folgte nach seinem erfolglosen Gastspielbeim VfB Stuttgart 2006 die erste Entlassung seiner Laufbahn.

«Das sind keine Gentlemen», beklagte sich Trapattoni. Deutschlandwar für Trapattoni aber auch Aufbruch und Selbstbestätigung. MitBayern gewann er im zweiten Anlauf 1997 seinen ersten Titel außerhalbItaliens. Danach wurde er bei allen Auslandsgastspielen auf AnhiebMeister: 2005 mit Benfica Lissabon und 2007 mit Red Bull Salzburg.

Zuvor hatte er in Italien bereits alles gewonnen: Innerhalb vonzehn Jahren führte der Bauernsohn Rekordmeister Juventus Turinzwischen 1976 und 1986 unter anderem zu sechs Meistertiteln, zumGewinn des Europacups der Landesmeister und zum Weltpokalsieg. Danachwechselte er zu Inter Mailand, wo er mit Lothar Matthäus, AndreasBrehme und Jürgen Klinsmann Meister und UEFA-Cupsieger wurde. «Er istder Größte von uns allen», sagte Ex-Nationaltrainer Arrigo Sacchi.

Der größte Traum aber blieb ihm versagt: der Triumph alsitalienischer Nationaltrainer. Als Nachfolger von Dino Zoffscheiterte «Trap» bei der WM 2002 im Viertelfinale an Südkorea,nachdem auch das heimliche Versprühen seines aus Italienmitgebrachten Weihwassers auf der Trainerbank nicht half. «Wir wurdenoffenkundig betrogen», sagte Trapattoni und machte nachher dieSchiedsrichter für die Pleite verantwortlich. 2004 schied «Trap» beider EM in Portugal mit den «Azzurri» schon nach den Gruppenspielenaus. Dennoch bleibt Trapattoni, der schon als Abwehrspieler des ACMailand zweimal Meister und Europacup-Sieger wurde und 17 mal dasNationaltrikot trug, einer der größten seiner Zunft.