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Jubiläum Jubiläum: Marita Koch wird 50 Jahre alt

Von Karsten Lehmann 14.02.2007, 16:07
Die 16-malige Weltrekordlerin Marita Koch am Mittwoch (14.02.2007) in ihrem Modehaus in Rostock. Seit 21 Jahren hält die ehemalige Leichtathletin den Weltrekord über 400 Meter von 47,60 Sekunden. (Foto: dpa)
Die 16-malige Weltrekordlerin Marita Koch am Mittwoch (14.02.2007) in ihrem Modehaus in Rostock. Seit 21 Jahren hält die ehemalige Leichtathletin den Weltrekord über 400 Meter von 47,60 Sekunden. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Rostock/dpa. - Fürdie anderen war die Zeit von 47,60 Sekunden das Ergebnis von Doping.Am kommenden Sonntag (18. Februar) feiert die 16-maligeWeltrekordlerin mit rund 60 Freunden und Verwandten ihren 50.Geburtstag.

Alle Trophäen hat sie im heimischen Keller verstaut. «Das istalles gut sortiert. Ich habe sogar vor ein paar Jahren diezerknautschten Schuhkartons gegen drei schöne bunte Pappschachtelnausgetauscht», bemerkt die Olympiasiegerin von 1980 in Moskau mitihrem spitzbübischen Lächeln und fügt bescheiden an: «Ich muss mirdas nicht unentwegt anschauen. Die Erinnerungen sind mir vielwichtiger.»

Genau erinnern kann sich die gebürtige Wismarerin an ihrenWeltrekord-Lauf über 400 Meter. «Ich bin mit hohen Erwartungen nachAustralien gefahren und hatte mich speziell auf dieses Meetingvorbereitet. Am Wettkampftag ist mir dann schlecht geworden. Ichhatte Angst vor mir selbst aufgebaut. Denn ich wusste, so gut werdeich wohl nie wieder sein.»

Kochs Fabelzeit wird indes immer wieder mit Doping in Verbindunggebracht, allerdings konnte ihr bei Kontrollen nie ein Fehlverhaltennachgewiesen werden. «Ich habe nicht wissentlich gedopt oder etwasgenommen, was damals auf der Dopingliste stand. Ich habe mir aber imJahr 2000 eine aktuelle Dopingliste angeschaut, da standenbeispielsweise Vitamine drauf. Ich kann nicht ausschließen, dass wirdas zwischenzeitlich gemacht haben», sagt Koch. Über diese Aussagekann der Heidelberger Doping-Jäger Professor Werner Franke nur denKopf schütteln. «Vitamine standen und stehen nicht auf derDopingliste», sagt Franke.

Koch führt ihre Leistungen auf die Trainingsmethoden zurück. «MeinMann Wolfgang und ich haben die 400 Meter immer als Sprintstreckegesehen. So haben wir auch das Training aufgebaut», sagt diedreimalige Weltsportlerin des Jahres, die teilweise sechsTrainingswochen lang bei jeder Übung einen Trabant-Autoreifen hintersich herziehen musste. «Das hat auf der Aschenbahn ganz schön Staubaufgewirbelt. Handballer und Fußballer haben uns damals für verrückterklärt.»

Dass ihr Weltrekord für die Ewigkeit ist, daran glaubt Koch nicht.«Irgendwann ist jeder fällig», meint sie. Eine legitime Nachfolgerinaus dem eigenen Land sieht sie momentan aber nicht. «Allgemein siehtes im Sprint in Deutschland nicht gut aus», betont Koch, die jedochder Amerikanerin Sanya Richards einiges zutraut: «Sie hat sich dasganz fest vorgenommen, meinen Rekord zu brechen. Das hat sie mirselbst erzählt.» Momentan steht die Bestzeit von Richards bei 48,70Sekunden. Das sind noch 1,1 Sekunden bis zum Weltrekord - eineEwigkeit auf 400 Metern.

Nach der Wende eröffnete Koch zusammen mit ihrem Ehemann WolfgangMeier ein Sportgeschäft in der Rostocker Innenstadt. Seit dem Jahr2000 betreiben beide zudem noch ein Modehaus in der Hansestadt. «Manmuss heute doppelt so viel rudern, um halb so schnell voranzukommen»,meint Geschäftsfrau Koch, deren Tochter Ulrike drei Tage vor MuttersJubiläum 18 Jahre als wird.

Konkrete Wünsche für ihren Geburtstag, den sie in der NäheRostocks feiert, hat Marita Koch nicht: «Eine schöne Reise nachNeuseeland oder Australien wäre toll. 1985 haben wir von Australiennicht so viel mitbekommen. Da gibt es außer der Laufbahn in Canberrasicherlich noch viel zu entdecken.»