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Joachim Streich Joachim Streich: Für immer Rekordspieler

Von John Hennig 11.04.2011, 08:59
Der DDR-Fußball-Rekordnationalspieler Joachim Streich posiert im MAi 2005 in Magdeburg bei seiner ersten Trainingseinheit als Footballer mit Helm und Ei im Trikot der Magdeburger Virgin Guards. Zwanzig Jahre nach dem Ende seiner aktiven Fußballer-Laufbahn ist der ehemalige Weltklasse-Stürmer nun Kicker bei den Virgin Guards in der Regionalliga Ost im American Football. (ARCHIVFOTO: DPA)
Der DDR-Fußball-Rekordnationalspieler Joachim Streich posiert im MAi 2005 in Magdeburg bei seiner ersten Trainingseinheit als Footballer mit Helm und Ei im Trikot der Magdeburger Virgin Guards. Zwanzig Jahre nach dem Ende seiner aktiven Fußballer-Laufbahn ist der ehemalige Weltklasse-Stürmer nun Kicker bei den Virgin Guards in der Regionalliga Ost im American Football. (ARCHIVFOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Magdeburg/dpa. - Wo das Tor stand, wusste Joachim Streich sehrgenau. Mehr als 300 Treffer erzielte der aus Wismar stammendeRekordnationalspieler und -torschütze der DDR in seiner Karriere.Doch wo er am Mittwoch seinen 60. Geburtstag feiern wird, weißStreich noch nicht. «Meine Frau Marita möchte mich überraschen.Wahrscheinlich geht's Richtung Ostsee», vermutet er.

Richtig gefeiert wird am Wochenende in Möckern bei Magdeburg, woStreich wohnt. Etwa 70 Gäste werden dabei sein. Den rundenGeburtstag nutzt Streich aber nicht nur zum Feiern. «Natürlichschaut man auf einen Lebensabschnitt zurück», sagt der zweimaligeDDR-Fußballer des Jahres (1979, 1983), «und da muss man sagen: Eswar schon alles richtig so, wie es gelaufen ist.»

Damit meint Streich vor allem seinen aktiven Werdegang vomJugendspieler in Wismar zum Rekordspieler in Rostock und Magdeburg:55 Mal traf er in 102 Auswahlspielen, 229 Mal in 378Oberligapartien, dazu in den nationalen und internationalen Pokalen.«Ich glaube, es ist mir ganz gut gelungen, das Niveau hiermitzubestimmen.» Dabei hatte es der Angreifer nicht immer einfach:«Ich galt von Anfang an als nicht sehr athletischer Spieler»,erzählt der oft mit Gerd Müller verglichene Strafraumstürmer.

Im Sommer 1985 war die Karriere als Spieler dann plötzlichvorbei. Von einem Tag auf den nächsten hieß es in Magdeburg: «Achim,du bist dann jetzt Trainer.» Der Novize sollte einen sportlichenUmbruch einleiten. Als der politische kam, hatte Streich seineAufgabe erfüllt, wie er selbst stolz betont: «Man hat ja gesehen,wie viele junge Spieler nach 1989 sofort Fuß in der Bundesligagefasst haben.» Streich versuchte es bei Eintracht Braunschweig.Doch ohne Erfolg. «Das war ein ganz anderes Umfeld. Da habe ich wohleiniges unterschätzt», sagt Streich über die Station im fremdenSystem.

1996 ging er nach Zwickau und hielt den dortigen FSV knapp in der2. Bundesliga. Doch nach der Saison verabschiedete sich Streichabrupt aus dem Fußballgeschäft. «Ich war Ende 40 und fühlte michnoch nicht zu alt, etwas Neues anzufangen.» Etwas Neues war für dengelernten Schaltanlagenmonteur und diplomierten Sportlehrer täglicheArbeit: «Nach Jahrzehnten auf Achse wollte ich auch mal freie Abendeund Wochenenden haben.»

Heute arbeitet Streich in einem Sportgeschäft in Magdeburg. EinTrainer-Engagement kann er sich selbst in Magdeburg nicht mehrvorstellen. «Das Kapitel ist abgeschlossen. Ich bin auch kein Typ,der allein in seiner Bude sitzt und 24 Stunden am Tag an Fußballdenkt.» Höchstens für Hansa Rostock würde er noch einmal arbeiten,etwa als Scout oder in der Jugend. «Der Schritt zurück zur Küstewird irgendwann kommen. Auch Marita stammt von dort, also wäre eseine Option für das Rentenalter», sagt Streich augenzwinkernd.

Aktiv spielt er mittlerweile lieber Golf: «Das kann ich in meinemAlter noch machen.» Vor drei Jahren bestritt er sein letztesFußballspiel für eine Traditionsmannschaft. Streich wusstenatürlich, wo das Tor stand - und erzielte einen Treffer.