Investitionspläne Investitionspläne: Dow hat Appetit auf einen zweiten Cracker
Schkopau/MZ. - Wenn bei Dow Chemical, Eigentümer des BSL-Olefinverbundes Buna-Böhlen-Leuna, von Crackern die Rede ist, sind damit im Regelfall nicht jene süchtig machenden Knabber-Chips gemeint. Beim US-Konzern verbindet man damit die Chemieanlagen gleichen Namens, in denen das Erdöl-Produkt Naphta durch stufenweises Aufspalten (cracken) in Ethylen, Propylen und Butadien, die wichtigsten Ausgangsprodukte für die Kunststofferzeugung, umgewandelt wird. Obwohl Dow den in Böhlen stehenden einzigen Cracker des Olefinverbundes Mitte der 90er Jahre in seiner Kapazität von 330 000 auf 450 000 Tonnen pro Jahr erweitert hat, wächst beim Investor offenkundig der Appetit auf einen zweiten. BSL-Chef Bart Groot teilte mit, dass man sich bei Dow und BSL über den Neubau einer solchen Anlage Gedanken mache. Sie solle eine Kapazität "zwischen 600 000 und 800 000 Tonnen" haben und den Eigenbedarf decken. Dabei hat das Unternehmen mit Sicherheit die Entwicklung der Märkte Osteuropas und die zu erwartende hohe Kunststoff-Nachfrage im Auge. Der BSL-Manager fügte hinzu: "Wenn Ethylen-Bedarf in der Region be steht, werden wir es in unsere Pläne einarbeiten." Fachleute gehen davon aus, dass der Bau eines Crackers dieser Dimension mehrere hundert Millionen Mark kostet. Am benachbarten Standort Leuna würde ein Ausbau der Ethylen-Kapazitäten gern gesehen. Wäre doch die damit verbundene Verbesserung der Rohstoffsituation ein Pfund, mit dem man bei potenziellen Investoren wuchern könnte. So wies denn auch Andreas Hiltermann, Geschäftsführer der Standortgesellschaft Infraleuna, besorgt darauf hin, dass die Konkurrenz im Ruhrgebiet ebenfalls den Bau eines Crackers erwäge. Er könne sich nicht vorstellen, so der Infraleuna-Chef, dass in Deutschland zwei solch kostspieliger Anlagen gleichzeitig errichtet werden. Deshalb sein eindringlicher Appell an die Lan desregierung, alles zu tun, um ein solches Projekt nach Mitteldeutschland zu holen. Auch der ehemalige Dow-Manager Bernhard H. Brümmer, von 1994 bis 1995 Chef in Buna, hat den Bau eines Crackers als Voraussetzung für den weiteren Aufschwung des mitteldeutschen Chemiedreiecks bezeichnet. Die westdeutsche Chemie könne auf 13 solcher Ethylen-Erzeuger zurück greifen, sagte Brümmer. Damit besitze sie, verglichen mit dem mitteldeutschen Revier, eine zehnmal so große Rohstoffkapazität. Die begrenzte Verfügbarkeit des Ausgangsprodukts Ethylen sei derzeit das größte Wachstumshemmnis im Chemiedreieck, meinte der Experte.