1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. High-Tech aus Dessau: High-Tech aus Dessau: Datenträger-Rohlinge der ganz feinen Sorte

High-Tech aus Dessau High-Tech aus Dessau: Datenträger-Rohlinge der ganz feinen Sorte

Von Frank Zimnol 26.04.2001, 16:42

Dessau/MZ. - Die Digital Disc Dessau GmbH (DDD) ist das erste deutsche Unternehmen, das die DVD-R, die Weiterentwicklung der beschreibbaren CD, produzieren kann. Dazu wurde am Donnerstag im anhaltinischen Unternehmen eine 7,5 Millionen Mark teure Anlage mit vorerst 15 Arbeitsplätzen gestartet. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reinhard Höppner (SPD) bezeichnete das im Februar 2000 gegründete High-Tech-Unternehmen als "Baustein zur Entwicklung der Region" und als "wichtige Ergänzung eines innovativen Standortes". Der SPD-Politiker verwies darauf, dass in der jungen Dessauer Firma Traditionslinien der Bild- und Tonaufzeichnung, wie sie einstmals die Filmfabrik Wolfen und das Magnetbandwerk Dessau verkörpert hatten, zu neuer Blüte geführt werden.

So kommt es nicht von ungefähr, dass DDD von zwei an diesen beiden Standorten etablierten Firmen gegründet worden ist. In der Organica Wolfen GmbH hatten Experten wie Bodo Schulze, die bei Orwo für die "fotografischen Bausteine" des Films zuständig waren, einen Neuanfang gewagt.

Die Dessauer De-Wa Datenträger GmbH war vom ehemaligen Magnetband-Forscher Bernd Demmler gegründet worden. Beide Unternehmer hatten damit Erfolg, vorhandenes Wissen auf neue, zukunftsträchtige Projekte zu lenken. Die Entwicklung innovativer Datenträger wurde zum Schnittpunkt, an dem sich ihre Interessen trafen. Organica hat gemeinsam mit den Wolfener Firmen Syntec und FEW Chemicals einen Farbstoff entwickelt, der geradezu ideal ist, um die aus Japan stammende DVD-R-Technologie erfolgreich umzusetzen. Die Substanz namens Cyanine besitzt - hauchdünn auf CD-Kunststoff-Körper aufgetragen - die Eigenschaft, mittels Laserstrahl eingebrannte Signale, in großen Mengen und in digitaler Qualität zu speichern.

Die Wolfener suchten daher eine Produktionsanlage, auf der sie ihren Farbstoff nach Herzenslust testen können. Der Dessauer Partner hingegen benötigt die High-Tech-Beschichtung, um hochwertige Datenträger zu produzieren. Was lag da näher, als gemeinsam eine Firma, eben die DDD, zu gründen. Die neue Anlage werde zunächst einmal neun Millionen CD-R produzieren, erläuterte Demmler. Anschließend, wenn die Versuchsphase beendet sei, würden jährlich etwa fünf Millionen DVD-R hergestellt. Dieser Termin scheint goldrichtig gewählt zu sein. Der Elektronik-Riese Pioneer hat angekündigt just zu diesem Zeitpunkt neue DVD-R-Brenner anzubieten.

Zwar konnten solche Aufnahmegeräte auch bisher schon käuflich erworben werden, aber zum stolzen Preis von rund 10 000 Mark. Die neuen, auf der letzten Computermesse CeBIT vorgestellten Pioneer-Brenner sollen hingegen nur noch etwa 1 800 Mark kosten. Die Dessauer sind gerüstet. Unter dem Markennamen "Lazer" wollen sie die dazu benötigten Datenträger-Rohlinge rechtzeitig auf den Markt bringen.