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Hauptstadtkultur Hauptstadtkultur: Wowereit plädiert für Verantwortung

Von Markus Decker 19.06.2001, 17:42

Berlin/MZ. - Was es bedeutet, wenn die eigene Klientel hohe Erwartungen hegt, hat der neue Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) bei der Gründung des sozialdemokratischen Kulturforums in Berlin erfahren. Im Gegenzug hat die SPD bemerkt, dass Wowereit derlei gegen den Strich zu bürsten vermag. So formulierte der Vorsitzende des Kulturforums, Winfried Sühlo, die kollektiven Wünsche.

Man kann sie in fünf Worte kleiden: mehr Aufmerksamkeit - und mehr Geld. Sühlo bei der Veranstaltung in der Kulturbrauerei am Prenzlauer Berg: "Klaus Wowereit, wir wollen Dein Ohr!" Wowereit entgegnete: "Mein Ohr kann ich auf jeden Fall garantieren." Zugleich jedoch betonte der nun erste Mann in der Stadt, nötig sei ein "Mentalitätswechsel", und zwar auf beiden Seiten. So solle der Senat Kultureinrichtungen, die als private Gesellschaften arbeiten, finanziell fördern. "Man muss dann aber auch den Mut haben, sich nicht erpressen zu lassen, wenn es schief geht." Das heißt: kein Geld für Missmanagement.

Auch sei er dafür, fuhr Wowereit fort, das Dokumentationszentrum Topographie des Terrors zu vollenden. "Aber es kann nicht sein, dass sich der zuständige Architekt jeder Diskussion über Kosten verweigert", kritisierte der Bürgermeister den Schweizer Peter Zumthor. Das Zentrum soll nach letzten Berechnungen 76 Millionen Mark kosten, die der Bund zur Hälfte tragen will.

Wowereit, so viel wurde deutlich, kennt sich aus, wenn es um Museen, Orchester und Theater geht. Wissen und Interesse wirkten keineswegs aufgesetzt. Aber dies ist nicht minder klar: Über den Tisch ziehen lässt sich der Neue nur ungern. So sagte er auch, es sei Bürgern in Schleswig-Holstein oder Mecklenburg-Vorpommern nicht zu vermitteln, dass die Hauptstadt Hilfe braucht, weil die Politik ihre Hausaufgaben nicht macht.