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Handy-Risiken für Kinder noch immer unklar

Von Marc-Oliver von Riegen 17.06.2008, 19:33

Berlin/dpa. - Handys und Mobilfunkmasten sorgen nicht nur für bessere Verbindungen, sondern oft auch für große Aufregung. Mehrere hundert Bürgerinitiativen wehren sich in ganz Deutschland gegen bestehende und neue Masten. Sie warnen vor möglichen gesundheitlichen Risiken durch den Elektrosmog.

Das ist bisher wissenschaftlich nicht belegbar. Viele Fragen bleiben jedoch offen. Gibt es gesundheitliche Gefahren für diejenigen, die viele Jahre mit dem Handy telefonieren? Wie groß ist das Risiko für Kinder? Woher stammen Beschwerden, wenn sich kein Zusammenhang mit Mobilfunk belegen lässt? Das nährt die Unsicherheit.

«Es gibt eine Menge an Sorgen und Ängsten», sagt Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD). «Es wird uns berichtet, dass es Schlafstörungen gibt, dass besonders Kinder anders reagieren.» Hunderte E-Mails kamen bisher im Bundesumweltministerium an, die sich um mögliche Risiken von Mobilfunkanlagen - vor allem UMTS-Masten - drehen. Eva Weber aus München gehört zu denen, die eine Mobilfunkantenne als Bedrohung für die Gesundheit sehen. «Ich habe Herz-Rhythmus-Störungen», sagt sie und klagt auch über Kopfschmerzen. Die Symptome führt sie auf einen UMTS-Mast zurück. Trotz einer Ärzteodyssee seien die Beschwerden nicht verschwunden.

Eine Untersuchung des Bundesamts für Strahlenschutz mit mehr als 50 Einzelstudien gab zumindest teilweise Entwarnung: Die geltenden Grenzwerte schützten ausreichend vor Gefahren der Mobilfunkstrahlen, ist die Quintessenz des Deutschen Mobilfunkforschungsprogramms. Die Krebsgefahr sei nicht erhöht, und ein ursächlicher Zusammenhang zwischen der Strahlung unterhalb der Grenzwerte und Beschwerden wie Kopfschmerzen und Schlafstörungen habe nicht nachgewiesen werden können. Doch die Untersuchung startete erst im Jahr 2002.

Experten sehen viele ungeklärten Fragen bei der Langzeitwirkung von Handys und bei Kindern. «Wir wissen es einfach nicht», sagt Fachbereichsleiter Wolfgang Weiss vom Bundesamt für Strahlenschutz hierzu. Es gibt bisher nur Vermutungen, dass Kinder auf die Strahlung anders reagieren. «Kinder sind etwas stärker exponiert, weil die Strahlen stärker absorbiert werden», sagt der Grazer Forscher Norbert Leitgeb, stellvertretender Leiter der Strahlenschutzkommission, die Gabriel berät. Bisher wird in Studien der Wert von Erwachsenen für Kinder heruntergerechnet. Durch unterschiedliche Wechselwirkungen im Gehirn könnte es sein, dass ein Kinderkopf mehr Energie aufnimmt und die Temperatur etwas höher ist.

«Gebt Kleinkindern kein Handy!», sagt Gabriel vorsichtshalber. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) will Handys für Kinder gleich ganz verbieten, sofern es keine besseren Schutzstandards gibt. Das Bundesamt für Strahlenschutz empfiehlt, möglichst nicht bei schlechtem Empfang zu telefonieren, wenn möglich Festnetztelefone zu nutzen und auf den SAR-Wert eines Handys zu achten. Die Spezifische Absorptionsrate (SAR) gibt an, wie viel Sendeleistung der Körper beim Telefonieren maximal aufnehmen kann. «Alle Endgeräte erfüllen die EU-Grenzwerte», sagt Günther Ottendorfer, Geschäftsführer Technik von T-Mobile. Eine Untersuchung für das Informationszentrum Mobilfunk ergab allerdings: Der Anteil der Mobilfunkgeräte mit einem SAR-Wert von bis zu 0,6 Watt/Kilogramm, der dem «Blauen Engel» entspricht, stagniert seit einigen Jahren bei etwa 30 Prozent. Dagegen wuchs der Anteil der Geräte mit besonders hohen SAR-Werten.